Bei einer öffentlichen Trauerfeier am Donnerstagabend nehmen die Menschen aus Zella-Mehlis Abschied von der getöteten Mary-Jane.

Zella-Mehlis. Zum Abschied sang eine Freundin für sie: „Eisblumen“, das Lieblingslied der siebenjährigen Mary-Jane. Ihre Mutter hatte es ausgewählt, die Freundin aufgezeichnet für die emotionale Trauerfeier in der thüringischen Kleinstadt Zella-Mehlis. Vor der bronzefarbenen Urne türmten sich Blumen – weiße Lilien und Rosen – dahinter Kinderzeichnungen, bunte Luftballons und ein pinkfarbener Schmetterling. Eine Trauerrednerin erzählte ein Märchen, in dem Mary-Jane auf einem Sonnenwagen von Drachen in den Himmel gezogen wird. Am Freitag hätte die Grundschülerin stolz ihr erstes Zeugnis bekommen – stattdessen weint jetzt eine ganze Stadt um sie.

An diesem letzten Schultag vor den Sommerferien wird ihr Verschwinden genau zwei Wochen her sein – einen Tag später wurde sie tot im Wald von Zella-Mehlis gefunden. Seitdem leben die Einwohner der Kleinstadt im Thüringer Wald in Angst vor einem Mörder. Die Polizei sucht mit dutzenden Beamten, hat aber bislang keine heiße Spur.

Kerzen, selbstgemalte Bilder, vor allem aber Kuscheltiere erinnern im ganzen Ort an das fröhliche Mädchen, dessen Leben ein so grausames Ende fand. Vor der Haustür des Plattenbaus, in dem Mary-Jane mit ihrer Mutter wohnte, werden die Kerzen immer wieder vom Regen erstickt – und immer wieder neu entzündet. Die Stadt wirkt wie betäubt. „So eine Kaltschnäuzigkeit darf es nicht wieder geben auf der Welt“, sagte die Trauerrednerin bei der Gedenkfeier, zu der mehr als 400 Besucher kamen.

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) legte zum Abschied vor Mary-Janes Urne weiße Lilien nieder. „Es ist so bitter, dass es nicht gelingen konnte, das Leben des kleinen Mädchens zu schützen“, sagte sie. Als Mutter ahne sie, wie groß der Schmerz für die Eltern sein müsse und wünsche ihnen Trost, Kraft und eines Tages auch wieder Zuversicht. „Wir dürfen uns nicht den Mut nehmen lassen zu gegenseitigem Vertrauen.“ Nach der Trauerfeier wollen Mary-Janes Angehörige für sich allein sein. Beigesetzt wird das Mädchen im engsten Kreis, ganz privat.

Für die Menschen in Zella-Mehlis aber ist die Angst nicht vorbei. „Die Trauerfeier ist ein wichtiger Baustein, um die schreckliche Sache in unserer Stadt aufzuarbeiten, abgeschlossen ist sie aber noch lange nicht“, sagte Bürgermeister Karl-Uwe Panse (parteilos). Nach wie vor sei die Anspannung groß, weil der Täter nicht gefasst sei. Eltern sorgten sich um ihre Kinder und ließen sie kaum alleine vor die Tür.

Denn trotz rund 800 Speichelproben der Bürger, hunderten Befragungen im Umfeld, TV-Fahndung und Suchaktionen im Wald hat die Polizei noch immer keinen entscheidenden Hinweis. „Es gibt relativ wenige Spuren“, sagte Innenminister Jörg Geibert (CDU). Gerade das mache die Ermittlungen so aufwendig. Wichtig sei jetzt vor allem, sich nicht unter Zeitdruck zu setzen und sorgfältig allen Hinweisen nachzugehen.

Nach den Worten des Suhler Polizeisprechers Eberhard Wagner ist die Suche in dem Waldgebiet abgeschlossen und hat nichts gebracht, „was in diesem Fall von Bedeutung wäre, wie etwa den Schulranzen des Mädchens“. Die Sonderkommission geht mehr als 700 Hinweisen nach - doch es kann noch dauern, bis Zella-Mehlis und seine Bürger endlich Ruhe finden.