Viele Flüge in weiten Teilen Europas fallen aus, Reisende sitzen an Flughäfen und auf der Autobahn fest. Züge verspäten sich.

Paris. Ganz Europa versinkt im Winterchaos: Schnee und Eis haben auch am Wochenende zu massiven Behinderungen des Verkehrs in großen Teilen von West- und Mitteleuropa geführt. Besonders stark betroffen waren Großbritannien und Frankreich. Der Londoner Flughafen Heathrow wurde am Sonntag für Landungen gesperrt, und nur wenige Starts wurden in Aussicht gestellt. Auf einigen Autobahnen ging gar nichts mehr. Mehrere Menschen kamen bei Unfällen ums Leben. Vereinzelt fielen Bahnverbindungen aus. Fußballspiele und ein Konzert von Lady Gaga wurden abgesagt.

Mehrere hundert Mitarbeiter bemühten sich in Heathrow darum, «es Passagieren im Terminal so warm und bequem wie möglich zu machen» und den Flughafen auf eine schnelle Wiedereröffnung vorzubereiten. Bereits in der Nacht auf Sonntag hatten etliche gestrandete Passagiere dort übernachten müssen. Eine der Betroffenen sagte dem Sender BBC, andere Flugreisende hätten sich an den Airport-Bars betrunken und seien ausfallend geworden. Nach einer Schließung am Samstag war auch am Londoner Flughafen Gatwick am Sonntag der Flugbetrieb nur eingeschränkt möglich.

Hunderte Autofahrer saßen in der Nacht zum Samstag in Großbritannien bei eisigen Temperaturen auf der Autobahn M6 im Großraum Manchester fest. Die Polizei verteilte Nahrungsmittel und Wasser an die Gestrandeten. Sie rief die Menschen dazu auf, alle nicht unbedingt nötigen Fahrten zu vermeiden. Die BBC zitierte einen Pendler, der fünf Stunden lang in seinem Wagen auf der M6 ausharren musste, mit den Worten: «Es ist das absolute Chaos.» Drei Menschen kamen bei wetterbedingten Unfällen ums Leben.

In Wales hatten Mitarbeiter mehrerer Krankenhäuser Schwierigkeiten, zur Arbeit zu gelangen. Die Behörden riefen medizinisches Personal auf, am Wochenende einzuspringen. Auch in Nordirland waren die Straßenverhältnisse kritisch. Die Verwaltung in Lincolshire teilte laut BBC mit, 60 Prozent ihres Streuguts seien bereits aufgebraucht, obwohl zu Beginn des Winters 31.600 Tonnen eingelagert gewesen seien, 8.000 mehr als üblich.

Frankreich erlebt derweil einen der schneereichsten Winter seit Jahren. Das Wetter führte zu massiven Verkehrsbehinderungen. Auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle wurden 40 Prozent aller Flüge abgesagt. Die Behörden baten die Flughäfen der Nachbarländer, Flugzeuge nicht mehr dorthin umzuleiten, wie dies am Samstag für 5.200 Reisende der Fall war. Paris lag unter einer dicken Schneedecke, im Großraum der französischen Hauptstadt war laut einem Bericht der Zeitung «Libération» auch der Busverkehr unterbrochen.

Für sechs Départements im Norden und Nordosten des Landes galt bis zum Montagmorgen eine Schnee- und Eiswarnung. Die Meteorologen erwarteten für den Tagesverlauf eine weitere Schneefront, die noch heftiger ausfallen sollte als jene vom Vortag. «Der Tag wird sehr schwierig werden», zitierte die Zeitung «Le Monde» Verkehrsstaatssekretär Thierry Mariani im Sender RTL.

In einigen besonders betroffenen Départements wurde der Schwerlast- und Gefahrgutverkehr verboten. Leidtragende waren auch Fans der Musikerin Lady Gaga. Ein für Sonntagabend in Paris geplantes Konzert der Amerikanerin musste abgesagt werden, weil zwei Trucks mit Bühnentechnik wegen des Fahrverbots nicht durchkamen. Das Konzert sollte am Dienstag wiederholt werden. Eine Aufführung am Montag sollte aber wie geplant stattfinden.

Der Bahnverkehr in Frankreich war von den Schneefällen kaum beeinträchtigt. Die Bahnbetreiber meldeten für den Eurostar, den Thalys und den TGV nach Norden eine Verspätung von 20 Minuten. Auf der Strecke nach Osten habe er eine halbe Stunde Verspätung.

Das Schneechaos erreichte selbst Italien: Der Flughafen von Florenz blieb am Sonntag geschlossen, Schnee und Eis verwandelten die Toskana in eine Winterlandschaft. In Skandinavien sanken die Temperaturen mancherorts unter minus 20 Grad, Meteorologen warnten vor neuen Schneemassen. Während der dortige Flugverkehr normal funktionierte, waren viele Langstreckenflüge verspätet.

Auch viele Fußballfans in ganz Europa mussten wegen des Schnees auf Spiele der Profiligen verzichten, betroffen waren Partien in England, Schottland, Frankreich und den Niederlanden. Vielfach galt eine Anreise der Fans zu den Stadien als zu gefährlich. Nachgeholt werden müssen nun etwa die Spiele Chelsea gegen Manchester United sowie Florenz gegen Inter Mailand. (dapd/abendblatt.de)