Nach dem Winterchaos der vergangenen Tage erholt sich der Betrieb auf den Schienen und den Flughäfen langsam. Doch jetzt droht Blitzeis.

Berlin/Offenbach/Paris. Nach einer leichten Beruhigung des Wetters und der Verkehrslage hat der Deutsche Wetterdienst in Offenbach am Donnerstagmorgen für weite Teile Deutschlands vor Regen mit Glatteis gewarnt. Doch die Erwärmung dürfte nur von kurzer Dauer sein. Tief Scarlett soll in den kommenden Tagen wieder zum Teil ergiebigen Schneefall bringen. Nach null bis sechs Grad am Donnerstag fallen die Temperaturen am Weihnachtswochenende wieder verbreitet unter den Gefrierpunkt.

Der ADAC hat unterdessen Autofahrer vor eisglatten Straßen, dichtem Verkehr und Stau gewarnt. Insbesondere für Donnerstag, einen der Hauptreisetage zum Fest, erwartet der Automobilclub „Chaos und mittlere Katastrophen“. Motorisierten wird geraten, stets mit vollem Tank sowie Decken und einer Notreserve an Getränken auf Tour zu gehen.

Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt am Main ist indessen nach den Worten von Flughafensprecher Timo Roß auf dem Wege der Rückkehr zur Normalität. Für Donnerstag wird in der Mainmetropole Regen erwartet, so dass es den Angaben zufolge in Frankfurt selbst voraussichtlich keine wetterbedingten Flugausfälle geben dürfte. Lediglich von und nach Paris hätten Air France und Lufthansa wegen des Wetters in Frankreich insgesamt neun Flüge gestrichen. Die Passagiere würden jedoch auf andere Verbindungen umgebucht und dürften davon kaum etwas bemerken, versicherte Roß. Auch die aus den vergangenen Tagen noch auf dem Flughafen verbliebenen 130 "gestrandeten“ Passagiere sollen im Laufe des Tages endlich weiterkommen.

Geduld ist weiter bei den Fahrgästen der Bahn gefragt. Das Unternehmen rechnet nach wie vor mit Verspätungen und Zugausfällen. Einige Streckenführungen seien verändert worden, teilte ein Sprecher mit

Nord- und Ostdeutschland fürchten Glatteisgefahr

Nach einer anfangs ruhigen Nacht rechnen Polizei und Feuerwehren in Nord- und Ostdeutschland mit Eisregen und Glätteunfällen im Berufsverkehr am Donnerstagmorgen. Während im Süden und in der Mitte Deutschlands von Plustemperaturen berichtet wurde, war die Gefahr weiter nördlich absehbar und es gab erste Unfälle.

So legte „Blitzeis“ am frühen Donnerstagmorgen die Autobahn 24 Berlin-Hamburg vollständig lahm. Sie musste nach mehreren Unfällen bei Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) komplett gesperrt werden, wie die Polizei in Potsdam mitteilte. Zwei Menschen, darunter eine Polizistin, seien verletzt worden. In der Nacht zum Donnerstag hatte Regen in ganz Brandenburg zu überfrierender Nässe geführt. Die Autofahrer wurden gebeten, möglichst vorsichtig zu fahren.

+++ Winter-Phänomene: Von Blitzeis bis Eisglätte +++

Auch an anderen Orten schauten Polizisten und Feuerwehrleute besorgt aus dem Fenster. „Wir fürchten Eisregen im Berufsverkehr“ sagte etwa ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. Aus Kiel berichtete die Polizei: „Es gab hier über Nacht heftige Schneeverwehungen. Teilweise blieben die Autos stecken.“ Magdeburg meldete: „Das mit dem Eis geht jetzt hier los.“ An der Müritz hieß es: „Der Schneeregen hat eingesetzt.“ Und auch aus Anklam im äußersten Nordosten Deutschlands verlautete: „Kein Schnee, aber ordentlich Glätte.“

Der Deutsche Wetterdienst DWD aus Offenbach warnte um 6.30 Uhr: „In Teilen Nord- und Ostdeutschlands Schneefall oder gefrierender Regen, teils mit unwetterartigem Ausmaß.“ An der Ostsee werde es bei kräftig auffrischendem Wind Schneeverwehungen geben. Südlich einer gedachten Linie von Düsseldorf über Erfurt bis nach Dresden sinke hingegen die Gefahr merklich. So sahen das auch die Polizeidienststellen. „Es regnet Bindfäden und weit genug über Null Grad haben wir es auch“, sagte etwa ein Sprecher in Köln. Praktisch in ganz West-, Mittel- und Süddeutschland hieß es: Tauwetter, Regen und höchstens örtlich Probleme mit Glätte.

+++ Entspannung auf den Flughäfen - Jetzt droht Blitzeis +++

Nach den Prognosen des DWD wird sich die Trennlinie zwischen kalter Luft im Norden und milderer weiter südlich bis Heiligabend auflösen: Ein Tiefdruckgebiet vom Atlantik ziehe „in den nächsten Tagen nach Oberitalien. Dann sind in Deutschland regional sehr ergiebige Schneefälle möglich“, sagen die Meteorologen voraus.

Normalisierung nach Schneefällen in Frankreich

Nach den Schneefällen der vergangenen Tage und den damit einhergehenden Verkehrsbehinderungen hat sich die Lage in Frankreich am Donnerstag weitgehend normalisiert. Ein Fahrverbot für Lastwagen im Großraum Paris wurde von den Behörden noch in der Nacht zu Donnerstag aufgehoben. Dort hatte eine feine Schneeschicht am Vorabend für Beeinträchtigungen gesorgt. Im Osten des Landes war der Regionalflughafen der Stadt Nantes nach Rundfunkberichten vorübergehend geschlossen.

Auch auf den Pariser Großflughäfen Orly und Charles de Gaulle sprachen die Betreiber von einer Normalisierung der Lage. Alle Pisten sind dort in Betrieb. Die Zivilflugbehörde DGAC hatte die Airlines vorsorglich um eine 20-prozentige Reduzierung der Zahl ihrer Flüge gebeten, um Engpässe zu vermeiden. Auf dem Charles de Gaulle Airport hatten am Montag rund 3000 Reisende festgesessen, nachdem zuvor zahlreiche London-Flüge nach Paris umgeleitet worden waren.

Flughafen von Dublin wegen starken Schneefalls gesperrt

Wegen starken Schneefalls ist in Irland am Donnerstag der Flughafen von Dublin gesperrt worden. Alle Flüge seien bis mindestens 14.30 Uhr gestrichen, teilte der Flughafenbetreiber am Vormittag mit. Die Räumungsarbeiten liefen auf Hochtouren, um die Rollfelder schnellstmöglich vom Schnee zu befreien.

Auf den in den vergangenen Tagen schwer beeinträchtigen Flughäfen in London dagegen herrschte wieder ein weitgehend normaler Flugbetrieb. Auf dem größten europäischen Flughafen Heathrow, wo in den vergangenen Tagen wetterbedingt 2000 Flüge ausfielen, hofften die Verantwortlichen, alle Langstreckenflüge und „die große Mehrheit der Kurzstreckenflüge“ bedienen zu können. Der zweitgrößte Londoner Flughafen Gatwick konnte am Donnerstag zunächst alle Flüge abfertigen, schloss aber Verspätungen und neue Streichungen nicht aus.