Schnee und noch mehr Schnee: Drei Tage vor Heiligabend ist der Reiseverkehr in Europa weiterhin stark beeinträchtigt. Gibt es Weiße Weihnachten?

Berlin/Frankfurt/Main. Heftige Schneefälle und deutliche Minusgrade: Das Winterwetter hat am Dienstag vor allem den Flugverkehr in Europa weiter massiv behindert. Nach anfänglichen Zeichen der Entspannung ging das Chaos an den Flughäfen in Deutschland, England und Frankreich weiter. Bei der Deutschen Bahn gab es erneut zahlreiche Verspätungen, aber nur wenige Zugausfälle. In Köln kam es bei Gleisarbeiten zu einem schweren Unfall, bei dem zwei Arbeiter starben. In der Nacht zu Dienstag verzeichnete die Polizei auf den Straßen zwar insgesamt weniger Unfälle als in der Nacht zuvor. Entwarnung gab es allerdings noch nicht.

Der Flughafen Frankfurt musste am frühen Dienstagmorgen wegen neuer Schneefälle gesperrt werden. Am Vormittag konnte der Betrieb zwar wieder aufgenommen werden, zahlreiche Verbindungen zum Beispiel nach London wurden aber gestrichen. Vorerst war am wichtigsten deutschen Luftfahrtdrehkreuz nur eine der drei Bahnen freigegeben.Für den Nachmittag werden weiter erhebliche Behinderungen und Flugausfälle erwartet.

Der größte europäische Flughafen London-Heathrow war am Dienstag am vierten Tag in Folge weitgehend lahmgelegt, an den fünf Terminals herrschte Chaos. Nur 30 Prozent der Flüge konnten abgewickelt werden, teilte der Flughafenbetreiber mit. Auch hier steht nur eine der beiden Start- und Landebahnen zur Verfügung. Auf dem Flughafen Paris-Charles de Gaulle kam es ebenfalls zu zahlreichen Verspätungen.

Mehrere Flüge wurden unterdessen von Frankfurt nach Leipzig/Halle umgeleitet. Bis zum Vormittag waren fünf Passagier- und zwei Frachtmaschinen in Leipzig gelandet. „Wie und wann es für die Flugreisenden weitergeht, wissen wir noch nicht“, sagte Airport-Sprecherin Evelyn Schuster. Leipzig/Halle ist offizieller Ausweichflughafen für Frankfurt.

Das Schneechaos in Frankfurt zieht im „Schneeball-Effekt“ auch die übrigen Flughäfen in Mitleidenschaft. In Hamburg zum Beispiel wurden Verbindungen nach Frankfurt und London gestrichen. „Die Lage ist wie gestern: Bei uns läuft alles ganz normal, die Probleme liegen an den Zielflughäfen“, sagte eine Sprecherin des Hamburger Airports.

Auch in München fielen am Dienstagvormittag bereits 50 Flüge aus. Dabei herrscht dort Tauwetter, der Flughafenbetrieb könnte völlig normal laufen. „Wir arbeiten noch den Restverkehr von Frankfurt, London, Amsterdam und Brüssel ab“, sagte ein Flughafensprecher in München. Vor allem die Schließung in Frankfurt am frühen Morgen sei der Grund für den Großteil der Annullierungen. Für die Verspätungen oder Ausfälle sei der Münchner Flughafen nicht verantwortlich.

Etwas Erleichterung gab es auf der Schiene. Bahnfahrer müssen sich wegen des Winterwetters zwar weiter auf Verspätungen einstellen. Am Dienstag habe es aber keine Zugausfälle mehr gegeben, sagte ein Bahnsprecher am Vormittag in Berlin. „Die Züge sind gut gefüllt, aber nicht an der Kapazitätsgrenze.“

Allerdings ereignete sich in der Nacht zu Dienstag ein schwerer Bahnunfall mit zwei Todesopfern: In Köln-Mülheim hatte eine Regionalbahn eine Gruppe von Gleisarbeitern während Räumarbeiten erfasst. Ein 40-Jähriger und ein 41 Jahre alter Mann kamen dabei ums Leben. Wie es zu dem Unglück kam, war zunächst unklar.

Zu einem tragischen Unfall kam es in Steinbach-Hallenberg in Südthüringen: Beim Bauen eines Iglus im Garten ist ein 14-jähriger Junge unter zwei Meter hohen Schneemassen begraben worden. Er wurde zwar von Rettungskräften wiederbelebt, starb jedoch kurz darauf im Krankenhaus, wie eine Polizeisprecherin in Suhl mitteilte. Der 73 Jahre alte Großvater hatte seinen leblosen Enkel gefunden.

Auf den Straßen hat sich die Situation etwas entspannt, Autobahnen und Hauptstraßen sind vielfach wieder frei. Behinderungen im Straßenverkehr verursachte der Schnee allerdings in Hessen und im Rhein-Main-Gebiet. Auch in Erfurt in Thüringen bremste heftiger Schneefall am Morgen den Berufsverkehr aus. Die Polizei sprach von ersten querstehenden Lastwagen auf Autobahnen sowie Blechschäden.

+++ Schnee in Europa - Reisende müssen viel Geduld haben +++

Im Tagesverlauf soll es laut dem Deutschen Wetterdienst erneut schneien. Ob die weiße Pracht noch bis Weihnachten hält, ist nach Angaben von Meteorologen aber ungewiss. Ab Donnerstag komme es zum Gerangel zwischen milder Luft aus Südwest und Kaltluft aus Nordwest. „Für Weiße Weihnachten sieht es gar nicht so schlecht aus“, sagt der Meteorologe Lars Dahlstrom in Bochum. Die Chancen auf flächendeckendes Weiß in Deutschland schätzt er auf 80 Prozent.