Endlich wird bekannt, was sich in den letzten Minuten im Cockpit der Maschine abspielte. Die Piloten waren von falschen Tempo-Anzeigen irritiert.

Paris. Falsche Geschwindigkeitsanzeigen haben die Piloten des Todesflugs AF447 Rio-Paris vor zwei Jahren in die Irre geführt. Der Absturz der Air-France-Maschine mit 228 Menschen an Bord dauerte nur dreieinhalb Minuten. Dies geht aus dem Zwischenbericht der Unfallermittler hervor, der am Freitag im Internet veröffentlicht worden ist. Mit einer Bewertung hält sich die Ermittlungsbehörde vorerst zurück. Der Zwischenbericht soll nur die Umstände des Unfalls verdeutlichen. Ob es sich also um einen Pilotenfehler handelte, wie es etwa die Zeitung „Le Figaro“ berichtete, ist weiterhin unklar. Der Flugzeughersteller Airbus nannte den Bericht „einen wichtigen Schritt zur Klärung der gesamten Kette von Ereignissen“.

Der Bericht fasst erste Ergebnisse der Auswertung der Flugschreiber zusammen und dokumentiert erstmals die Gespräche im Cockpit kurz vor der Katastrophe. „Wir haben keine gültigen Angaben mehr“, waren die letzten Worte des Piloten, die der Flugschreiber aufzeichnete.

Der Bericht bestätigt Informationen, die bereits zuvor in die Medien gelangt sind. So befand sich der Pilot kurz vor Beginn der Probleme in der Ruhephase, einer der beiden Co-Piloten hatte das Steuer übernommen. Wenig später informierte dieser Co-Pilot die Flugbegleiter, dass sie durch eine turbulente Zone fliegen würden. „Ich rufe dich zurück, sobald wir wieder draußen sind“, sagte er.

Letzte Worte des Piloten: "Wir haben keine gültigen Angaben"

Der Co-Pilot steuerte die Maschine leicht nach links, um den Turbulenzen auszuweichen. Der Autopilot schaltete sich ab. Der Co-Pilot bestätigte, dass er nun die Steuerung übernehme. In diesem Moment fingen die Probleme an: Das Flugzeug begann nach rechts abzukippen, und der Co-Pilot zog es nach links hoch. Der Geschwindigkeitsmesser zeigte einen dramatischen Tempoverlust von etwa 509 auf nur noch 111 Stundenkilometern an. Der Abfall der Geschwindigkeit wurde knapp eine Minute später auch auf einem zweiten Messgerät angezeigt.

Der zweite Co-Pilot versuchte mehrfach, den Flugzeugkapitän ins Cockpit zurückzurufen. Das Flugzeug stieg unterdessen immer weiter nach oben und schwankte stark. Der Co-Pilot drückte den Steuerknüppel eine halbe Minute lang bis zum linken Anschlag. Als der Pilot im Cockpit war, stellte er fest: „Wir haben keine gültigen Angaben mehr.“

Daraufhin zog der Co-Pilot das Flugzeug nach unten. Der Pilot griff seinerseits zum Steuerknüppel, und der Co-Pilot überließ ihm die Steuerung mit den Worten: „Mach du.“ Die letzten Aufzeichnungen vermerken eine Absturzgeschwindigkeit von etwa 200 Stundenkilometern. Der Absturz dauerte insgesamt dreieinhalb Minuten.

Die Unfallermittler betonen, dass die Besatzung des Cockpits den Regeln entsprochen habe. Tatsächlich sind Ruhepausen für Piloten vorgesehen. Der Pilot sei eineinhalb Minuten nach Abschalten des Autopiloten wieder im Cockpit gewesen.

Die Air-France-Maschine mit der Flugnummer AF447 stürzte am 1. Juni 2009 auf dem Nachtflug von Rio nach Paris in einer Unwetterzone ab. Alle 228 Menschen an Bord kamen ums Leben, unter ihnen 28 Deutsche. Die Flugschreiber sind erst nach mehreren aufwendigen Suchaktionen vor wenigen Wochen gefunden worden. (dpa)