Erst mit Beginn des Unglücks soll der Pilot in das Cockpit gestürzt sein. Das geht aus Daten des Flugschreibers der 2009 abgestürzten Maschine hervor.

Berlin. Neue Details zum "Todesflug" AF 447: Ermittler haben offenbar aus den Daten des Flugschreibers der vor zwei Jahren über dem Atlantik abgestürzten Maschine der Gesellschaft Air France rekonstruiert. dass Pilot Marc Dubois zu Beginn des Unglücks nicht im Cockpit gewesen sei.Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel“. Auf den Aufnahmen soll zu hören sein, wie der 58-Jährige ins Cockpit stürzt. "Er hat den beiden Kopiloten noch Anweisungen zugerufen, um den Flieger zu retten“, zitiert das Magazin einen Experten aus dem Umfeld der Ermittlungen.

Bislang war man davon ausgegangen, dass die Crew von Flug AF 447 ihre Maschine direkt in ein Unwettergebiet gelenkt hatte. Doch die Flugbahn, aufgezeichnet in der Black Box, zeige, wie die Besatzung versucht habe, einen möglichst glimpflichen Weg durch die Gewitterfront zu wählen. Eiskristalle aus diesem Unwettergebiet verstopften den Informationen des "Spiegels“ zufolge dann aber die Geschwindigkeitsmesser.

"Der Datenschreiber verzeichnet kurz nach dem Ausfall der Geschwindigkeitsanzeigen ein steiles Hochziehen der Maschine“, sagte ein Experte dem Blatt. Das könnte einen Strömungsabriss und damit den Absturz verursacht haben. Ob der Pilot dafür verantwortlich war oder ob die Steuerungscomputer des Airbus eingegriffen haben, sei unklar. Der Hersteller Airbus wollte sich laut "Spiegel“ unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht dazu äußern.

Die Rätsel um die Air-France-Katastrophe vor rund zwei Jahren sollen Ende Juni gelöst werden. Dann könne mit den Ergebnissen der Auswertung der Flugschreiber gerechnet werden, hatte der französische Verkehrsstaatssekretär, Thierry Mariani, gesagt. Nach ersten Informationen gibt es keine Hinweise auf technische Mängel am Flugzeug. Das hatte Airbus seinen Kunden bereits mitgeteilt.

Bei dem Absturz am Pfingstmontag 2009 kamen alle 228 Menschen an Bord ums Leben, unter ihnen 28 Deutsche. Von den deutschen Opfern kamen zwei aus Hamburg - Daniela Arendt (38) aus Hoheluft und Katja Reichl (24) aus Barmbek hatten in Brasilien Urlaub gemacht. Außerdem waren ThyssenKrupp-Steel-Vorstandsmitglied Erich H., "König der Löwen"-Tänzerin Juliana de A. und der Potsdamer Architekt Moritz K. an Bord er Unglücksmaschine.

Klar ist bis heute nur, dass es auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris in einer Unwetterfront Probleme bei der Geschwindigkeitsmessung gab. Die Flugschreiber des abgestürzten Airbus A330-200 waren erst Anfang April auf dem Meeresgrund des Atlantik entdeckt worden. Ihre Daten werden derzeit in Frankreich ausgewertet. (dpa)