Der deutsche Nationalspieler beweist, dass man auch mit 33 Jahren noch auf Spitzenniveau Toren nachjagen kann

Hamburg. Für Deutschlands große Stürmer gibt es seit Jahrzehnten diese unsichtbare, unüberwindliche Grenze: Uwe Seeler war 1970 bei seinem letzten Länderspiel 33 Jahre, Rudi Völler 34 (1994), Jürgen Klinsmann 33 (1998), Ulf Kirsten 34 (2000) und Oliver Bierhoff 34 (2002). Nach so vielen Profijahren macht sich in diesem Alter eben Abnutzung und langsamere Regeneration bemerkbar, die für die Offensive nötige "Explosivität" geht abhanden.

Auch Miroslav Klose hat am 9. Juni sein 33. Lebensjahr vollendet. Doch wer den Angreifer beim Länderspiel gegen die Niederlande erleben durfte, musste auf ein gefühltes Alter von 23 tippen: Mit seinem schnellen Antritt und immenser Lauffreudigkeit harmonierte Klose nahezu perfekt mit der neuen Spielergeneration um Mesut Özil oder Thomas Müller. "Dass wir ihn gerne als Kombinationsspieler in der Mannschaft haben, ist nichts Neues", sagte der Bayern-Profi vorsichtig, schließlich musste er aufpassen, seinen Münchner Kollegen Mario Gomez, 26, nicht alt aussehen zu lassen. Dieser trifft zwar ebenfalls wie am Fließband, gehört aber eher in die Kategorie Vollstrecker.

Der Karriereverlauf der beiden Topstürmer ist schon kurios: Weil Gomez in München glänzte, kam Klose zwischen 2009 und 2011 oft nur zu Teileinsätzen und wechselte schließlich im Sommer zu Lazio Rom (Vertrag bis 2013), wo er auch schon acht Tore in 13 Pflichtspielern erzielte. Möglicherweise haben aber diese vielen erzwungenen Pausen bei Klose mit dazu beigetragen, dass sein Körper weiterhin den Belastungen des Hochleistungssports standhält. Ein wesentlicher Grund dürfte aber auch sein, wie professionell der Torjäger mit seinem Kapital, dem Körper, umgeht. "Miro weiß genau, wie er sich vorbereiten muss", sagte Bundestrainer Joachim Löw, der auch dann an Klose festhielt, als dieser im Verein kaum spielte. "Es erübrigt sich eigentlich, über ihn zu reden. In der Nationalmannschaft ist er immer gut."

Auf drei WM- und zwei EM-Teilnahmen kam Klose seit seinem Debüt im DFB-Trikot 2001 und den inzwischen 113 Länderspielen (63 Tore). Vergeblich jagte Klose bisher einem Titel hinterher, wohl auch eine Motivation für ihn, weiter für Deutschland spielen zu wollen. Nach der EURO 2012 in Polen und in der Ukraine ist selbst die Teilnahme an der WM in Brasilien für ihn keine Utopie. "Wenn alles gut geht, spiele ich bei Lazio bis 2014, dann noch die Weltmeisterschaft", sagte er kürzlich dem "Kicker". Dann wäre er 36, hätte den einst als ewig eingestuften Rekord von Gerd Müller (68 Tore in 62 Spielen) längst geknackt und gute Chancen, auch Platz eins der WM-Torjägerrangliste zu erreichen, den derzeit noch der Brasilianer Ronaldo mit 15 Toren (Klose hat 14) belegt.