Sein Schlüsselerlebnis hatte Oliver Bierhoff, 43, gleich zu Beginn seiner Profi-Karriere. Beim Mannschaftsessen reichte er den Kollegen die Schüssel mit Pommes frites mit den Worten: "Nehmt ihr doch zuerst." Die Schüssel kam leer zurück: "Da verstand ich, du musst lernen, dich zu behaupten."

Kaum ein anderer deutscher Nationalspieler hat diese Lektion so brutal durchmachen müssen wie der Teammanager der Nationalmannschaft, die morgen in Hamburg gegen die Niederlande antritt. Mit Anfang 20 galt Bierhoff als fast gescheitert. Der HSV schob ihn ab. Erst über den dritten Karriereweg mit Stationen in Salzburg sowie in der italienischen Provinz stieg Bierhoff in die Liga der großen Stürmer auf. Gekrönt vom Golden Goal, mit dem er Deutschland 1996 zum Europameister machte.

Ein Volksheld wie einst Uwe Seeler oder später Rudi Völler wurde Bierhoff dennoch nie. Vielen Fans war der Sohn eines Wirtschaftsmanagers zu glatt, zu rational, zu smart. Und der Hohn mancher Mitspieler über den Abiturienten, der lieber "Capital" als "Playboy" las, schlug am Ende in Neid auf den bestvermarkteten deutschen Fußballer um.

Es ist eine feine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Bierhoff, oft kritisiert wegen angeblich mangelhafter Ballkünste, nun gemeinsam mit Trainer Joachim Löw als Schöpfer des Spektakel-Stils des Nationalteams gilt. Er hat seine Pommes-Lektion gelernt.