Klose hat seine Knieverletzung überwunden und ist einsatzfähig. Van Marwijk muss auf van der Vaar verzichten - Sneijders Einsatz fraglich.

Hamburg. Bundestrainer Joachim Löw wird am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) beim Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Hamburg gegen die Niederlande wohl ein System mit den beiden Stürmern Mario Gomez und Miroslav Klose testen. Der Italien-Legionär von Lazio Rom hat seine Knieverletzung überwunden und ist einsatzfähig. Löw wollte eine endgültige Entscheidung aber erst kurzfristig treffen.

Ins Tor der DFB-Auswahl wird definitiv Manuel Neuer zurückkehren. Davor wird Löw im Gegensatz zum 3:3 in der Ukraine wieder eine Viererabwehrkette aufbieten. Kandidaten für die rechte Seite sind Benedikt Höwedes und Jerome Boateng. In der Innenverteidigung kommen Per Mertesacker und Holger Badstuber zum Einsatz. Links verteidigt Dennis Aogo.

Im Mittelfeld wird Löw voraussichtlich Thomas Müller und Lukas Podolski auf den Außenpositionen aufbieten. In der Offensivzentrale ist Mesut Özil gesetzt. Bei einem 4-4-2-System könnten Sami Khedira oder Toni Kroos die defensivere Rolle einnehmen.

Oranje-Stars brennen auf Wiedergutmachung

Für die Niederländer geht es in Hamburg vor allem um eines - Wiedergutmachung. Beim 0:0 gegen die Schweiz gab es Pfiffe vom eigenen Publikum. „Das ist wieder typisch holländisch, das haben die Jungs nicht verdient“, sagte Bondscoach Bert van Marwijk, nachdem sein Team am Freitag mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet worden war. Etwas diplomatischer drückte es sein Kapitän aus. „Das Pfeiffkonzert in Amsterdam zeigt, dass das Publikum von uns viel erwartet“, sagte Mark van Bommel.

Der Ex-Bayern-Profi gehört zu einer neuen goldenen Fußballer-Generation, die nach der Vize-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr endlich wieder einen Titel in die Niederlande holen soll. Immerhin 23 Jahre liegt der einzige große Erfolg - der Gewinn der Europameisterschaft 1988 in Deutschland nach dem Halbfinal-Erfolg gegen die DFB-Stars in Hamburg - inzwischen zurück.

Van Bommel weiß um die Bedeutung des Spiels gegen das deutsche Team von Trainer Joachim Löw. „Freundschaftsspiele gibt es heute nicht mehr, erst recht nicht gegen Deutschland“, sagte der 34-jährige Mittelfeldspieler und ergänzt: „Da spielen viele Emotionen mit.“

Die Fans der Elftal erwarten nach dem trost- und torlosen Remis gegen die Schweiz am vergangenen Freitag wieder das andere Gesicht ihres Teams - das torhungrige, das erfolgreiche. „Wir werden auf niederländische Manier gegen Deutschland spielen“, sagte van Bommel und versprach damit eine Rückkehr zum Offensiv-Fußball der EM-Qualifikation.

van der Vaart fällt aus - Sneijder bricht Training ab

Trainer van Marwijk kann dabei wieder auf die Dienste seines „Hunters“ Klaas-Jan Huntelaar setzen. Der Schalker Torjäger, der in 19 Pflichtspielen bereits 21-mal für Schalke getroffen hat, möchte im Länderspiel-Klassiker trotz seines Nasenbeinbruchs als Maskenmann auflaufen. „An die Maske habe ich mich gewöhnt“, sagte der Angreifer der Königsblauen, nachdem er gegen die Schweiz noch hatte zusehen müssen.

Wesley Sneijder droht für die Testpartie auszufallen. Der Mittelfeldspieler von Inter Mailand brach am Montagabend das Abschlusstraining ab. „Er hat etwas an der Wade, wir wollen seine Reaktion morgen abwarten“, sagte Bondscoach Bert van Marwijk auf einer Pressekonferenz in der Arena am Volkspark. Für den 27-Jährigen könnte der sechs Jahre jüngere Luuk de Jong vom FC Twente zum Einsatz kommen.

Van Marwijk erwartet im Fußball-Klassiker gegen den Nachbarn „zwei Mannschaften, die offensiv spielen wollen“. Es werde ein attraktives Spiel, meinte der ehemalige Dortmunder Bundesliga-Trainer.

Gegen Deutschland nicht dabei ist ausgerechnet an seiner früheren Wirkungsstätte auch Rafael van der Vaart. Der Spielmacher von Tottenham Hotspur, der von 2005 bis 2008 beim HSV unter Vertrag gestanden hatte, erlitt im Spiel gegen die Schweiz eine Oberschenkelverletzung und reiste zurück nach London. Van der Vaart ist nicht der einzige prominente Ausfall der Gäste. Auch Arsenal-Stürmer Robin van Persie fehlt in Hamburg. Der Top-Torschütze der Premier League wird nach Absprache mit seinem Klub-Trainer Arsene Wenger nicht eingesetzt.

Auch ohne die beiden Offensivkünstler muss sich die deutsche Elf am Dienstag auf einen heißen Tanz gefasst machen. „Gegen einen Weltklassegegner wie Deutschland werden wir besser spielen. Da sind wir anders motiviert“, versprach Liverpool-Profi Dirk Kuyt. Ein Sieg gegen den Erzrivalen wäre für die niederländischen Fans mit Sicherheit die beste Wiedergutmachung.

Garrett geigt die Nationalhymnen

Star-Geiger David Garrett wird am Dienstag vor der Partie die Hymnen beider Länder spielen. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit. Der Violinist wird begleitet vom Polizeiorchester Hamburg und spielt beide Hymnen live. Garrett hatte sich zuvor beim DFB gemeldet und sein Interesse an der Aktion bekundet. Daraufhin wurde das Arrangement leicht umgeschrieben und auf den besonderen Gast angepasst. (sid/abendblatt.de)

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Deutschland: Neuer/Bayern München (25 Jahre/24 Länderspiele) - Höwedes/Schalke 04 (23/5) oder Boateng/Bayern München (23/18), Mertesacker/FC Arsenal (27/78), Badstuber/Bayern München (22/17), Aogo/Hamburger SV (24/8) - Müller/Bayern München (22/24), Khedira/Real Madrid (24/23) oder Kroos/Bayern München (21/23), Özil/Real Madrid (23/29), Podolski/1. FC Köln (26/94) - Gomez/Bayern München (26/50), Klose/Lazio Rom (33/112). - Trainer: Löw

Niederlande: Stekelenburg/AS Rom (29/43) - van der Wiel/Ajax Amsterdam (23/28), Heitinga/FC Everton (28/73), Mathijsen/FC Malaga (31/77), Braafheid/1899 Hoffenheim (28/9) - van Bommel/AC Mailand (34/72), Strootman/PSV Eindhoven (21/9) - Kuijt/FC Liverpool (31/83), Luuk de Jong (FC Twente/21/4), Babel/1899 Hoffenheim (24/41) - Huntelaar/Schalke 04 (28/48). - Trainer: van Marwijk

Schiedsrichter: Cüneyt Cakir (Türkei)