“Die drei Gegentore waren nicht systembedingt. Die Dreierkette wird auch weiterhin eine Option sein“, sagte Verteidiger Mats Hummels

Kiew/Hamburg. Es war schon weit nach Mitternacht, als sich die Protagonisten den Weg durch die weitläufigen Katakomben von Kiews Olympiastadion bahnten. Im Abstand von wenigen Sekunden kamen die Mitglieder der ersten Dreierkette der Nationalmannschaft überhaupt aus der Kabine geschlurft, erst Holger Badstuber, dann Mats Hummels und schließlich Jerome Boateng. Und anders als auf dem Platz, wo die Abstimmung beim 3:3 gegen die Ukraine verbesserungswürdig schien, war sich das Trio in seinem Fazit einig: Das Experiment Dreierkette, so die einhellige Meinung, war geglückt.

"Die drei Gegentore waren nicht systembedingt. Die Dreierkette wird auch weiterhin eine Option sein", sagte Hummels, der Unterstützung von Boateng bekam: "Ich finde, dass unser neues System schon ganz gut geklappt hat. Als Profis müssen wir in der Lage sein, mehrere Taktikvarianten zu spielen." Und um weitere Diskussionen im Keim zu ersticken, pflichtete auch Bundestrainer Joachim Löw bei: "Ich bin sehr zufrieden mit der Dreierkette, auch wenn ich einer der wenigen bin."

Zumindest mit dem letzten Satz dürfte Löw richtig liegen. Sosehr die Verantwortlichen und Spieler im Nachhinein das Dreierketten-Experiment lobten, so sehr stieß es auch zwei Tage nach dem Spiel noch auf Kritik. So wurde insbesondere bemängelt, dass das DFB-Team im Gegensatz zu einer Vereinsmannschaft kaum Zeit habe, ein neues System einzustudieren. "Das stimmt nicht", widersprach Hummels, "dafür ist Zeit in der Vorbereitung."

Gegen die Niederlande wird Löw trotzdem wieder auf eine konservative 4-2-3-1-Taktik setzen, auch wenn DFB-Manager Oliver Bierhoff am Sonntag betonte, dass es unter bestimmten Voraussetzungen durchaus eine Fortsetzung der Dreierkette geben könnte. "Es ist wichtig, auch während eines Spiels das System zu verändern, zum Beispiel wegen einer Roten Karte oder in der Schlussphase", sagte Bierhoff, der gestern Nachmittag mit Löw und den anderen DFB-Trainern in Neugrabens La-Ola-Soccer-Welt selbst die Fußballschuhe schnürte. Die Dreierkette kam allerdings beim Spiel fünf gegen fünf nicht zum Einsatz.