Ausschüsse von Buxtehude empfehlen die Renaturierung der Este und den Bau von Mini-Deichen. Am 6. Februar entscheidet der Stadtrat.

Buxtehude. Mit welchen Maßnahmen kann sich Buxtehude am besten gegen eine Überflutung schützen? Darüber soll der Stadtrat am 6. Februar entscheiden. Eine Empfehlung für den Rat gibt es bereits. Der Betriebsausschuss sowie der Ausschuss für Stadtentwicklung, Ortschaftsangelegenheiten und Umweltschutz votierten inzwischen mehrheitlich dafür, etwa 30 Zentimeter hohe Mini-Deiche in der Innenstadt zu bauen.

Zudem sollen auf der Grundlage der vom Deichverband bereits erarbeiteten Unterlagen die notwendigen Flutschutzmaßnahmen in die Wege geleitet werden, vorausgesetzt, die rechtlichen und finanziellen Aspekte werden im Vorfeld genau untersucht. In Buxtehude wird weiterhin davon ausgegangen, dass das Land die Mini-Deiche aus den Mitteln des Küstenschutzes finanzieren würde, auch wenn die Stadt die Maßnahme am Ende umsetzt. Unklar war für die Ausschüsse aber, ob die Stadt die Aufgaben für den Küstenschutz überhaupt übernehmen darf. Dies soll nun die Verwaltung prüfen.

Gegen die Empfehlung votierten die Grünen. Sie sehen in den Mini-Deichen keinen wirksamen Schutz vor Überflutungen, zudem würden die Deiche das Stadtbild beeinträchtigen. "Wenn wir jetzt Deiche bauen, werden wir in einigen Jahren erneut vor demselben Problem stehen", meinte Grünen-Ratsherr Michael Lemke. Nur eine umfassende Lösung, die auch zusätzliche Polder- und Überflutungsflächen berücksichtige, würde langfristig helfen. Er warb daher dafür, zu prüfen, ob ein Stausee oberhalb der Bundesstraße 73, eine Renaturierung der Este und die Schaffung von Poldern bei Moorende, Rübke und Buxtehude eine Alternative darstellen könnten. Er verwies auch auf Untersuchungen der Technischen Universität Harburg.

Diese hatten gezeigt, dass eine Renaturierung allein zwar nicht das Hochwasserproblem lösen könne, wohl aber den Pegel der Este senken und zudem das Problem der Versandung des begradigten Flusslaufes deutlich mindern würde. Dies gilt als eine Ursache für eine Überflutung. Nur mit einer Kombination aus Renaturierung der Este, neuen Poldern und einem Stausee würde sich laut Lemke ein langfristig wirksamer Hochwasser- und Küstenschutz erzielen lassen. "Wenn wir nur auf Mini-Deiche setzen, tun wir keinem einen Gefallen. Jork und Cranz würden mit den Folgen zu kämpfen haben, denn je schneller das Wasser durch Buxtehude geleitet wird, desto schneller landet es dort", sagte Lemke.

Das sehen CDU, SPD und BBG/FWG anders. Sie lehnen den Stausee und die Polder ab. Laut der CDU würden diese Maßnahmen das Küstenschutzproblem in der Stadt nicht lösen. Wilfried Peper von der BBG/FWG hält den Plan der Grünen für nicht umsetzbar, weil die Stadt dafür Grundstücke kaufen müsste. Die Polderflächen würden den drainierten Untergrund in der Region zudem vollständig vernässen und zusätzlich die Existenz zahlreicher Landwirte gefährden.

"Ein Einvernehmen werden Sie mit den Landwirten sicher nicht erzielen", sagte Peper. Stattdessen würde das Schutzverfahren für Buxtehude unnötig in die Länge gezogen werden. Das könne nicht im Sinne der Stadt sein, sagte Peper. "Der Schutz der Bürger muss schnell kommen."

Horst Subei von der SPD plädierte für die Kombination aus Renaturierung und dem Bau von Mini-Deichen - auch weil eine Renaturierung der Este nicht schnell genug möglich sei. Buxtehude müsse handeln, bevor ein Jahrhunderthochwasser die Stadt ereile, sagte Subei. Die geplanten Deiche ließen sich zeitnah errichten.

SPD-Fraktionschefin Astrid Bade zeigte sich verärgert über die "Meinungsmache" der Grünen. "Sie malen bei den Mini-Deichen immer ein Horror-Szenario, als wenn die ganze Stadt verschandelt würde. Wir reden von 30 Zentimetern, die kaum wahrzunehmen sind", sagte Bade. Für sie grenze das Verhalten der Grünen "fast an Ignoranz". Michael Lemke hielt dagegen, dass die Stadt in Erfahrung bringen und hinterfragen sollte, weshalb der Deichverband den Bau der Mini-Deiche abgelehnt habe. "Ist es fehlender Rückhalt in der Bevölkerung oder sind es Folgekosten, die eintreten könnten? Das sollten wir doch vorher wissen", sagte der Grünen-Politiker.

Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur zeigt sich derweil vom Verhalten des Deichverbandes enttäuscht. Dass der Verband immer noch nicht auf ihn zugehe, sei "befremdlich". Auch, dass die Stadt nun die Mini-Deiche bauen soll. "Dass sich eine Stadt wie Buxtehude des Küstenschutzes annehmen muss, weil andere versagen, ist neu", sagte Badur. Die Stadt müsse die Bürger schützen und dies sollten Verwaltung und Politik noch in diesem Jahr unter Dach und Fach bringen.