Das Projekt “Klimzug Nord“ hat in einem Teilprojekt den alternativen Hochwasserschutz an der Este unter die Lupe genommen.

Buxtehude. Unter bestimmten Umständen ist der Bau der umstrittenen Deiche entlang der Este im Buxtehuder Stadtgebiet nicht mehr nötig - und wäre mitunter auch gar nicht ausreichend. Zu diesem Ergebnis ist Edgar Nehlsen vom Institut für Wasserbau der TU Harburg im Zuge der Forschungen des Projekts "Klimzug Nord" gekommen. Das Projekt untersucht die Folgen des Klimawandels für die Metropolregion Hamburg und hat jetzt in einem Teilprojekt den alternativen Hochwasserschutz an der Este unter die Lupe genommen.

Voraussetzung für den Verzicht auf die Deiche wäre zum einen, dass im Unterlauf der Este, also zwischen Buxtehude und Elbe, neuer Stauraum in Form eines sogenannten Retetionspolder geschaffen wird, erklärt Nehlsen. Dieser Retentionspolder wäre ein bis zu zwei Kilometer breites Gebiet, das bei Hochwasser das Wasser speichert und mit Hilfe eines Schöpfwerks wieder entleert werden kann.

Zum anderen müsse auch im Oberlauf, also südlich von Buxtehude, ein Retentionspolder geschaffen werden. Beispielsweise könnte ein Wehr an der Bundesstraße 73 das Wasser bei Hochwasser aufstauen, was allerdings dafür sorgen würde, dass der Pegel dort auf bis zu 9,25 Meter über Normalnull ansteigt. "Für die dortige Bebauung müsste eine Lösung gefunden werden."

Nehlsen betont, dass nur eine Kombination dieser beiden Maßnahmen mit all ihren Konsequenzen dafür sorgen könnte, auf den Bau der Deiche zu verzichten. Ein Hochwasserschutz alleine am Oberlauf inklusive der von vielen Seiten geforderten Renaturierung des Flussufers würde im Ernstfall nicht ausreichen, macht Nehlsen klar. In den seit Monaten währenden Diskussionen sei der Unterlauf häufig außer Acht gelassen worden. Zugleich müsste man auch bestimmte Dinge wie etwa Eigentumsverhältnisse, Naturschutz und Kosten berücksichtigen, wenn man die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen realisieren wolle.

Dass die Vorhaben für Ober- und Unterlauf weitaus aufwendiger wären als der Bau von Deichen und Schutzwänden im Stadtgebiet, wie es der Deichverband plant, lässt Nehlsen ebenfalls nicht außer Acht. Andererseits dürfe man aber auch nicht die Folgen des Klimawandels vergessen, fügt er hinzu. Selbst wenn die Wasserrückhalt-Pläne im Ober- und Unterlauf jetzt verworfen werden, weil sie zu aufwendig sind, werden sie bis zum Jahre 2050 aufgrund des steigenden Wasserspiegels notwendig sein.

Heißt übersetzt: Wer eine kurzfristige Lösung will, wird um Deiche im Stadtgebiet nicht herumkommen. Langfristig werden aber selbst die Deiche nicht ausreichen, so dass weitere Schritte wie das Schaffen von neuem Stauraum in Angriff genommen werden müssten.