Hamburg. Etwas Verzweiflung schwingt in der Stimme des Meteorologen Andreas Wagner mit. "Wir hatten ja vor dem Jahrhundert-Unwetter gewarnt, das dann innerhalb weniger Stunden zur Flutkatastrophe wurde", erklärt der Experte vom Wetterdienst Meteomedia, der Firma des ARD-Wettermannes Jörg Kachelmann. "Doch wir wussten nur, dass es in Kürze katastrophale Regenfälle geben würde - aber nicht genau wo und wie viel." Innerhalb weniger Stunden nach der Unwetterwarnung am 11. August liefen schon Keller voll, konnten viele Flüsse im Erzgebirge die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. "Das Ausmaß der Regenfälle konnte niemand vorhersagen", verteidigt sich Wagner. "Teilweise regnete es 300 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. So viel regnet es normalerweise in einem halben Jahr." Deshalb sei eine konkrete Vorhersage des schlimmen Hochwassers nicht möglich gewesen. "Uns fehlten schlicht die Erfahrungswerte", bedauert Wagner. Die Lehre aus der Katastrophe ist für ihn jedoch klar: "Das Warnsystem muss unbedingt verbessert werden. Noch läuft die Kommunikation zwischen den Wetterdiensten und auch zu den Behörden nicht optimal. Da gibt es Verbesserungspotenzial." Doch auch dann, betont Wagner, werden sich Schäden wie jetzt durch die Elbeflut nicht verhindern lassen. "Wir versuchen, unsere Voraussagen zu präzisieren, geographisch einzugrenzen. Der Regen wird trotzdem fallen und Überschwemmungen verursachen." Seiner Ansicht nach werden solche Unwetter, im Meteorologen-Deutsch "Starkregen-Ereignisse" genannt, in Zukunft auch öfter vorkommen. Und er hofft, dass die Elbeflut den Menschen bewusst gemacht hat, dass die Natur nach den Gesetzen der Chaostheorie funktioniert. Sprich: "Die Natur ist eine Herausforderung, der wir Meteorologen uns jeden Tag neu stellen." Schuld am Regen hatte eine so genannte Fünf-B-Wetterlage. "Das heißt", erklärt Wagner, "ein Tiefdruckgebiet hatte sich über dem Mittelmeer mit warmer Luft voll getankt. Die kann viel mehr Feuchtigkeit speichern als kalte Luft. Es zog dann über die Alpen und traf auf Kaltluft. Am Erzgebirge kam das Ungetüm dann zum Stehen - und machte die Schleusen auf."