Irakische Truppen hatten eine US-Einheit in der Dunkelheit umgangen und dann von der Flanke angegriffen. Als der US-Einheit US-Marines zu Hilfe kamen wurden sie von den eigenen Reihen unter Beschuss genommen

London. Bis zu 30 US-Soldaten sind nach britischen Medienberichten durch irrtümlichen Eigenbeschuss im Irak teils schwer verletzt worden. Das so genannte "freundliche Feuer" habe sich in der Nacht zum Donnerstag nahe Nasirija ereignet, berichtete ein Reporter des britischen Fernsehsenders ITV. Zunächst hatten irakische Truppen eine US-Einheit in der Dunkelheit umgangen und dann von der Flanke angegriffen. Als der US-Einheit andere Marines zu Hilfe kamen, wurden sie nach den Angaben aus der Nähe von leicht bewaffneten Fahrzeugen aus den eigenen Reihen unter Beschuss genommen. Obwohl die Militärtechnologie immer präziser wird, bleiben fehlgeleitete Treffer aus den eigenen Reihen eine der Hauptgefahren für die Soldaten der Golfkriegs-Alliierten. Auch Systeme zur elektronischen Identifikation von verbündeten Soldaten können menschliches Versagen nicht völlig ausschließen. "Wie auch immer die (Sicherheits-)Strukturen sind, die Menschen werden müde, und dann passieren Unfälle", sagt ein britischer Militärsprecher auf dem US-Stützpunkt El Sailijah in Katar. Ursache für militärische Fehlschläge können Dunkelheit und Schlechtwetterfronten sein, Informatik- und Kommunikationspannen oder menschliches Versagen im Umgang mit den komplizierten Waffensystemen. Die Präzision des mit Satelliten betriebenen GPS-Systems ("Global Positioning System") zur Ortung der eigenen Truppen kann durch schlechtes Wetter, Sandstürme oder Störsender des Gegners beeinträchtigt werden. Der US-Kommandoposten in der Nähe von Nassirijah wurde offenbar von Granaten der eigenen Truppen getroffen. 37 Soldaten wurden verletzt, drei von ihnen lebensgefährlich. Bei den Gefechten um die südirakische Stadt Basra wurden am Dienstag zwei britische Besatzungsmitglieder eines Kampfpanzers irrtümlich von einem anderen britischen Panzer beschossen. Zwei weitere britische Soldaten wurden vergangenes Wochenende versehentlich in ihrem Tornado-Kampfflugzeug von einer Patriot-Rakete der US-Streitkräfte abgeschossen. Im Golfkrieg 1991 starben 165 von 367 getöteten US-Soldaten durch "friendly fire", wie es auf der Website der American War Library unter Berufung auf das US-Verteidigungsministerium heißt.