An das Arbeitstempo in Windhoek musste sich Jana Schröder von Randstad erst einmal gewöhnen.

"Auch über Privates zu sprechen - das ist die Eintrittskarte", sagt Jana Schröder. "Man muss sich für die Kollegen interessieren, sonst bleibt man außen vor." Die 29-Jährige ist vor Kurzem aus Namibia zurückgekehrt. Ein halbes Jahr hat sie in der Hauptstadt Windhoek gelebt und gearbeitet - als Beraterin bei Wimsa, einer afrikanischen Nicht-Regierungs-Organisation, die sich um die Belange der San, der Ureinwohner Namibias, kümmert. "Die San kennen ihre Rechte nicht", erklärt Jana Schröder. "Sie arbeiten auf den Farmen, werden aber nicht als vollwertig angesehen und von den Landbesitzern ausgebeutet." Ihr Arbeitgeber, der Personaldienstleister Randstad, hatte die BWLerin mit Schwerpunkt Personalmanagement für ihren Einsatz freigestellt.

"Randstad arbeitet seit 2006 mit dem Voluntary Services Overseas zusammen", erzählt Schröder. Mitarbeiter würden schon beim Einstieg über die Möglichkeit informiert, im Rahmen dieser Kooperation für eine Zeit ins Ausland zu gehen und sich sozial zu engagieren. Außerdem habe sie vorab im Intranet immer die Blogs von Kollegen aus dem Ausland gelesen - und sich schließlich für den Einsatz in Namibia beworben.

Schröders Aufgabe bei Wimsa war, eine Personalabteilung aufzubauen. 15 Mitarbeiter vom Fahrer bis zum Projektleiter sind für die Organisation in Namibia tätig - bis dahin ohne Arbeitsvertrag und ohne Krankenversicherung. "Auch so etwas wie gezielte Personalauswahl und Feedbackgespräche gab es nicht", sagt die Hamburgerin. Sie hat eine Krankenversicherung und einen Pensionsfonds für die Mitarbeiter eingerichtet. Verständigungsschwierigkeiten gab es nicht: Amtssprache ist Englisch.

Nach zwei, drei Wochen sei das Eis gebrochen. "Man darf sich nicht hinter dem Computer verstecken", sagt Schröder. "Ich bin immer offen auf jeden zugegangen." Man redet viel in namibischen Büros, hat sie dabei festgestellt. "Man macht Smalltalk, spricht darüber, was man am Wochenende unternimmt, was in der Familie los ist." Das war für die Norddeutsche erst ungewohnt, aber sie hat mitgemacht, selbst erzählt und Fotos von ihrer Familie und ihrem Freund mitgebracht. Als Jana Schröder an einem Stadtlauf in Windhoek teilgenommen hat, standen die Kollegen am Straßenrand und haben sie angefeuert.

Verständnis für Jana Schröders Arbeit mussten die namibischen Kollegen erst entwickeln. "Wozu es eine Personalabteilung geben sollte, war ihnen anfangs völlig unverständlich", erinnert sich die Disponentin. Aber gerade mit dem Thema Krankenversicherung konnte sie die Mitarbeiter gewinnen. "Bis dahin lief das so: Wer krank war und Geld hatte, ging zum Arzt. Wer keines hatte, ging nicht." Die Vorteile lagen also auf der Hand.

Jana Schröder hat ihre Kollegen stets über ihre Arbeit auf dem Laufenden gehalten. Viele Rückfragen seien in den Meetings aber nicht gekommen, erinnert sie sich. "Vielmehr sind die Mitarbeiter anschließend einzeln auf mich zugekommen, haben ihre Familiensituation dargestellt und gefragt, was das für sie persönlich bedeute." Diskutiert worden sei eigentlich gar nicht. "Wenn ein Mitarbeiter zum Beispiel nicht verstanden hatte, worum ich ihn gebeten hatte, konnte ich das zunächst nur daran merken, dass er die Aufgabe einfach nicht erfüllt hat." Möglicherweise habe das aber auch daran gelegen, dass sie die Kollegen anfangs mit ihrem Tempo überfordert habe.

"Ich bin dort auf jeden Fall geduldiger geworden", sagt Jana Schröder rückblickend. "Meine namibischen Kollegen haben ganz anders gearbeitet, als ich es aus Deutschland gewohnt war - ruhiger und langsamer", erzählt sie. "Stress gab es da nicht." Sie hofft, dass sie ein bisschen von dieser Ausgeglichenheit auch in ihren Job in Deutschland hinüberretten kann. Allerdings weiß Jana Schröder jetzt auch, was sie am Arbeiten hierzulande schätzt: "Die Verlässlichkeit und Verbindlichkeit, dass Deadlines gelten - das passt besser zu mir."

Besonders beeindruckt haben die 29-Jährige die Weite des Landes und die Tiere. "Dabei war ich vorher eigentlich gar nicht so begeistert von Tieren", sagt sie. Aber von den namibischen schon: "Am Wegesrand stehen Giraffen, ständig sieht man Zebras und Antilopen - man bekommt hier absoluten Respekt vor der Tierwelt." Windhoek selbst könnte allerdings auch eine Stadt in Europa sein, findet Jana Schröder. 20 000 Menschen deutscher Abstammung leben in der 300 000-Einwohner-Hauptstadt. Darum werde auch viel Deutsch gesprochen. Die deutsche Bäckerei und Schilder wie "Windhoeker Buchhandlung" über den Türen gehörten zum Stadtbild. "Und außer den deutschen und niederländischen Einflüssen gibt es natürlich zahlreiche einheimische Stämme mit sehr speziellen Gebräuchen - da kann man gar nicht sagen: Das ist Namibia."

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