Claudia Krumlauf ist PR-Referentin. Sie mag die Freundlichkeit der Amerikaner: “Die färbt ab.“

Der Liebe wegen zog Claudia Krumlauf vor gut viereinhalb Jahren in die USA - nach Los Angeles, wo sie heute mit ihrem amerikanischen Mann lebt. Was die 37-Jährige an ihrer neuen Heimat besonders schätzt? "Die ansteckende Freundlichkeit", sagt sie. "Egal ob im Restaurant oder Supermarkt, wo man auch hingeht, überall wird man freundlich empfangen - und das färbt ab auf das eigene Verhalten."

Gleiches gelte für den Umgangston im Büro. Üblich sind Vornamen, das "Sie" gibt es ja ohnehin nicht. "Natürlich darf man trotz des ungezwungenen Umgangs miteinander nicht vergessen, wer der Chef ist, aber es herrscht doch eine angenehm entspannte Arbeitsatmosphäre", erzählt Krumlauf. Auch die Eingliederung in ein neues Arbeitsteam falle leicht. "Die Leute kommen schnell und unkompliziert miteinander ins Gespräch. Das erleichtert das gegenseitige Kennenlernen ungemein."

Wie angenehm das ist, konnte die studierte Kulturwissenschaftlerin gerade bei einem Jobwechsel erleben. Nachdem ihr im Zuge der Weltwirtschaftskrise als Assistentin der Geschäftsleitung im "Skirball Cultural Center" eine Verkürzung auf nur noch zwei Tage in der Woche drohte, orientierte sie sich um. Dabei war nicht nur das gekürzte Gehalt ausschlaggebend, bei einer halben Stelle fällt die vom Arbeitgeber bezahlte Krankenversicherung weg. "Im Juni habe ich dann als Development Associate in der 'Venice Family Clinic' angefangen - ironischerweise gerade in einer Einrichtung, die all denen ärztliche Versorgung bietet, die keine Krankenversicherung haben." Für die Non-Profit-Klinik kümmert sich Krumlauf nun ums Fundraising und die Öffentlichkeitsarbeit.

Für sie als Deutsche ist die aktuelle Diskussion um Barack Obamas angestrebte Krankenversicherung für jedermann nur schwer nachvollziehbar. "Damit aufgewachsen, ist es für mich ein selbstverständliches und sinnvolles System, das etwa davor schützt, durch einen längeren Krankenhausaufenthalt in ernste finanzielle Schwierigkeiten zu geraten." Doch diese Sicht werde nun einmal nicht von allen Amerikanern geteilt. Ihnen gelte ihre Freiheit als ausgesprochen hohes und zu verteidigendes Gut, erklärt Claudia Krumlauf. Die Möglichkeit einer verpflichtenden Krankenversicherung sei da ein höchst sensibles Thema.

Im sonnigen Kalifornien gelten die auch in Deutschland üblichen Smalltalk-Regeln: Politik und Religion sind tabu. Auch über Geld werde nicht deutlich freier gesprochen als in Deutschland, sagt Krumlauf. "Zumindest nicht im Büro - da ist es keineswegs üblich, untereinander die Gehälter zu vergleichen." Möglicherweise werde das aber branchen- und auch ortsbedingt unterschiedlich gehandhabt.

Beeindruckend findet Claudia Krumlauf die Größe des Landes - und die Unterschiede zwischen ländlicher Gegend und Großstadt. So spiele etwa in Kleinstädten die Religion stärker in den Alltag hinein. "Jeder kennt jeden und weiß, wer wo in die Kirche geht." In der Vier-Millionen-Einwohner-Metropole LA (im Großraum leben zwölf Millionen) dagegen wird Religion wieder zur Privatsache. Interessant findet Krumlauf jedoch das lebendige jüdische Kulturleben. "Das ist hier viel verbreiteter und augenfälliger als in Deutschland."

Der allgegenwärtigen Erdbebengefahr begegnen Einheimische und schnell auch die Neu-Angelenos meist mit Routine. "Jeder deckt sich mit einem Vorrat an Lebensmitteln, Wasser und Taschenlampen ein, um für einen Stromausfall gewappnet zu sein", erklärt Claudia Krumlauf. "Und natürlich kennt jeder die Regeln: bei stärkerem Beben Schutz im Türrahmen oder vielleicht unter einem stabilen Schreibtisch suchen." Ein starkes Erdbeben hat Krumlauf noch nicht erlebt. "Bei schwächeren Beben blicken die Kollegen nur kurz auf und arbeiten dann ungerührt weiter."

Wesentlich fühlbarer seien da die alljährlichen Waldbrände. "Je nachdem, wie schlimm es ist, hängt dann eine weithin sichtbare Rauchwolke am Horizont und der Qualm zieht über die Stadt." Die Hitze, die in den Sommermonaten oft für eine Smogglocke über der Stadt sorgt, nimmt sie relativ gelassen hin. "Es spielt auch eine Rolle, wo man sich befindet", weiß sie. Die schicken Viertel der LA-Westside, etwa Bel Air und Beverly Hills, seien weniger belastet. "In dem von Bergen umgebenen St.-Fernando-Tal staut sich die Hitze natürlich weit mehr." Doch Arbeits- wie Wohnräume seien gut klimatisiert und darum auch Höchsttemperaturen gut erträglich. Zudem sei es ja gerade die Sonne, die für das in Los Angeles typische "Beach-Feeling" sorgt. "Aber nicht zu verwechseln mit allgegenwärtiger Urlaubsstimmung", sagt Claudia Krumlauf lachend. "Dafür arbeiten wir zu viel. Meine drei Wochen Urlaub im Jahr sind schon guter Durchschnitt."

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