"Damit machen Sie nur die Chinesen reich", sagt Torsten Grönwoldt (44) und blickt skeptisch auf das Paar Puma-Turnschuhe, "ein Einwegprodukt - der Tod der Schuhmacher!" Bei der Qualität lässt Grönwoldt keine Kompromisse gelten: "Einen Schuh sollte man jahrelang tragen und reparieren können." Um diesen Kreislauf kümmert sich der Schuster aus der Schanze mit einer Leidenschaft, die ihn über das Viertel hinaus bekannt gemacht hat. Der Halbschuh einer Dame bekommt einen neuen Absatz, mit fünf Nägeln von Hand eingeschlagen. Die alten Budapester aus dem Nachlass erhalten eine neue Doppelnaht, und den Herrn mit Rückenproblemen erfreut eine Schicht Dämpfungsmaterial unter den Hacken. "Ich berate so, als ob es meine eigenen Schuhe wären", sagt Grönwoldt. Dabei waltet er mit der gebührenden Strenge: Irreparable Schuhe nimmt er nicht an, selbst wenn ab und an mal ein Kunde eingeschnappt von dannen stapft. Und er sieht mit Argusaugen, wenn der Schuh "genau einmal geputzt wurde" - nämlich bevor er zu ihm gebracht wurde. So was muss ja nicht sein. In seinem Laden ist eine Bank, auf der sitzen immer ein paar Nachbarn und gucken ihm zu. "Ist ja schön", sagt der Schuster, "dann bin ich nicht allein." Wenn er aus dem Geschäft kommt, schwingt er sich aufs Mountainbike und trainiert.

Torsten Grönwoldt. Schuhmacherei und Schlüsseldienst. Schanzenstraße 121. Mo-Fr 9-18.30, Sa 10-14.30 Uhr.