Die Chefin ist empört. "Ich bin keine Sammlerin", sagt Heike Speicher-Tamgüc , "nichts finde ich widerlicher als Speichern und Horten!" Die acht Räume von "Passiflora" an der Gertigstraße sind prall gefüllt mit Blumen ("ich möchte rattenscharfe Sträuße machen"), antiken Möbeln, Schmuck, Theaterfiguren, Lampen, Taschen, Gürteln, alten Bildern, Vasen und Buddhaköpfen. Das Sortiment wechselt ständig. "Ich bin ein sehr wankelmütiger Mensch", sagt Heike Speicher lachend. "Bei mir kann innerhalb einer Stunde aus Lila Gelb werden. ,Wechselwetter', sagt mein Gatte. - Hallooo, meine Süße!", begrüßt sie eine neue Kundin.

Ihre Kunden lieben sie dafür: Heike Speicher füllt den Laden mit ihrer Persönlichkeit. Und ihren Geschichten. "Ich bin ja sehr sabbelig." Seit 1984 arbeitet die gelernte Floristin an diesem Standort. "Alle fünf bis sieben Jahre style ich um. Das Viertel wandelt sich ja auch", erklärt sie. Ihr Mitarbeiter fegt unterdessen den Boden, piccobello sauber soll alles sein. "Der Laden muss mein Herz erquicken. Ich will verkaufen. Ich will Leute verführen." Auch wenn finanziell nicht viel hängen bleibe, sie könne gar nicht anders. "Ich mache alles superintensiv, ich kann arbeiten wie ein Tier." Heike Speicher lacht und ruft durch den Laden nach hinten, ein Strauß muss fertig gebunden werden, aus Rosen und Straußenfedern - sie mag es gerne üppig, jedoch "ohne viel Türülü". Ihr treuester Kunde kommt von Anfang an, jede Woche kauft er einen Blumenstrauß für sich. Heike Speicher ist gerührt, sie findet das toll: ihre Kunden, ihr Geschäft und das Glück, "jeden Morgen wieder die Augen aufzuschließen und danke zu sagen".

Passiflora, Gertigstraße 13. Di-Sa 10-19 Uhr, Sa 10-18 Uhr.