Die Wasserstände an den großen Strömen bleiben niedriger als befürchtet. Hochwasserschutzämter und Feuerwehr haben die Lage unter Kontrolle.

Köln/Halle/Magdeburg/Wiesbaden. Für Entwarnung ist es zwar noch zu früh, aber vom großen Chaos bleiben die Städte an Rhein und Ruhr während des Hochwassers wohl verschont. In Köln steigen die Pegel deutlich langsamer als befürchtet, für Dienstag 6.00 Uhr rechnet das Hochwasserschutzamt der Stadt mit dem Höchststand von etwa neun Metern. „Dieser Stand wird dann erst mal so bleiben. Die angekündigten Regenfälle am Oberrhein verhindern, dass das Wasser früher sinken kann“, sagte eine Sprecherin am Montag. Dank des Hochwasserschutzkonzepts mit unterirdischen Pumpen und Schutzwänden ist der größte Teil Kölns ohnehin vor den Fluten sicher. Lediglich in den Stadtteilen Kasselberg und Porz-Zündorf müssen Boote die Bewohner transportieren. „Wir haben alles unter Kontrolle“, hieß es beim Hochwasserschutzamt.

Ähnlich zuversichtlich ist man auch rheinaufwärts in Koblenz. „Es sieht danach aus, dass Koblenz noch mal mit einem blauen Auge davon kommt“, sagte Ehler Fell vom Meldezentrum in Mainz. Ab Montagabend könne der Pegelstand in der Rhein-Mosel-Stadt wieder langsam fallen. Am Montagmorgen erreichte der Pegelstand in Koblenz 7,47 Meter und stieg weiterhin zwischen einem und zwei Zentimeter pro Stunde. Mehrere Uferbereiche waren überflutet. Normal liegt der Pegelstand in Koblenz bei 2,40 Meter.

Durch die Wassermassen ist der Fluss inzwischen auf 145 Rheinkilometern für die Schifffahrt gesperrt. „Ein Schiff, dass nicht fahren kann, verursacht Umsatzausfälle von 1000 bis 2000 Euro pro Tag. Das ist ärgerlich, aber zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich“, sagte Jens Schwane, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Binnenschifffahrt. „Da ist absolut keine Dramatik in der Geschichte, die Branche rechnet damit.“

An der Mosel war am Montag Entspannung angesagt. „Es gibt insgesamt die Tendenz, dass das Wasser langsam, aber stetig fällt“, sagte der Leiter des Hochwassermeldezentrums Mosel, Horst Kugel, am Montag in Trier. Auch für die kommenden beiden Tage sei mit keinem weiteren Anstieg zu rechnen. „Die Pegelstände gehen stetig abwärts, so dass auch die Gemeinden wieder hochwasserfrei werden und aufgeräumt werden kann“, sagte er.

In Essen führt die Ruhr zwar auch Hochwasser, eine Gefahr für die Bewohner bestehe aber nicht. „Die Flutungsräume sind voll, aber das ist alles normal. Ja, da ist viel Wasser im Fluss, aber das ist absolut kein Grund zur Sorge“, sagte Veit Lenke von der Essener Feuerwehr. Ein paar Uferstraßen seien gesperrt.

Am Dienstag rechnet der Deutsche Wetterdienst in Essen mit wenig Niederschlag. Von Mittwoch bis Freitag werde es in ganz NRW aber ordentlich regnen, sagte Meteorologin Cornelia Urban. „Das wird ein ziemlicher Nachschub für die Hochwassergebiete.“ Da aber kein Schmelzwasser mehr dazukomme, sei der Regen nicht ganz so dramatisch.

+++ Hochwasserlage in Niedersachsen bleibt kritisch +++

Weiter angespannte Lage an Flüssen in Sachsen-Anhalt

Die Lage an den Flüssen in Sachsen-Anhalt ist dagegen weiter angespannt. Flächendeckend gebe es im Land Hochwasser, sagte Peter Hasdorf von der Landeshochwasserzentrale am Montag. Betroffen sei vor allem der Süden des Landes. In Halle wurde am Vormittag nach Angaben der Stadt ein Wasserstand der Saale von 5,87 Meter gemessen. Wegen des steigenden Pegelstandes wurde ein Krisenstab eingerichtet, wie eine Sprecherin sagte.

Einige Straßen seien bereits gesperrt, etwa nahe der Auenlandschaft an der Peißnitzinsel, Ortschaften seien vereinzelt mit dem Auto nicht mehr erreichbar. Auengebiete an der Weißen Elster bei Halle standen unter Wasser. In Halle-Tornau musste nach Angaben der Polizei die Auffahrt zur Autobahn 14 (Leipzig/Halle-Magdeburg) wegen Wassers auf der Fahrbahn in Richtung Dresden gesperrt werden. Nahe dem Zusammenfluss von Saale und Unstrut in Naumburg (Burgenlandkreis) standen Flächen unter Wasser, die bei Winterhochwasser aber meist zuerst überflutet sind.

Die höchste Alarmstufe 4 gilt nach Angaben der Landeshochwasserzentrale für die Weiße Elster am Pegel Oberthau (Landkreis Merseburg-Querfurt) und für die Saale am Pegel Camburg-Stöben (Thüringen) direkt an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Am Pegel Dessau-Brücke, wo Mulde und Elbe zusammenfließen, erwarten die Experten, dass der Wasserstand auf 4,70 Meter steigt.

Unterdessen sagten Experten voraus, dass sich mit frostigen Temperaturen in der Nacht zum Dienstag die Lage an den Flüssen ein wenig stabilisieren werde. Ab Mittwoch soll es wärmer werden, so dass für die zweite Wochenhälfte das Landeshochwasserzentrum wieder mit einem Anstieg der Flusspegel rechnet. „Entspannung ist also noch nicht in Sicht“, sagte Hasdorf.

Am Pegel der Saale in Naumburg-Grochlitz, der Unstrut in Wangen und der Weißen Elster in Gera-Langenberg gelte die Alarmstufe 3, ebenso in für die Schwarze Elster am Pegel Löben. In Magdeburg lag der Pegel der Elbe am Montagmorgen bei 3,92 Meter. Weiterhin ruhig ist die Lage hingegen im Harz. Für Bode, Selke und Else gelte nur die erste von vier Alarmstufen.

Hochwasserlage in Hessen entspannt sich

Unterdessen hat sich die Hochwasserlage in Hessen am Montag vielerorts entspannt. Steigende Pegel gebe es noch am Unterlauf der Werra, der Lahn und am Main , sagte ein Sprecher des Landesamts für Umwelt und Geologie in Wiesbaden. Am Main könne am Dienstag sogar die Meldestufe 3 erreicht werden. Die Schifffahrt auf dem Main wurde zunächst eingestellt. Insgesamt sei das Hochwasser in Hessen aber „nicht so dramatisch wie befürchtet“ gewesen, da die Niederschläge weniger ergiebig waren als angekündigt, hieß es weiter.

Die höchsten Pegelstände an den Oberläufen der hessischen Gewässer waren am Wochenende erreicht. Die Lahn bei Marburg stieg am frühen Montagmorgen auf 5,04 Meter an. „Kritisch wird es bei uns erst ab 5,30 Meter“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Lediglich einige Parkplätze an der Lahn waren überflutet. Dennoch rüsteten sich einige Bürger vorsorglich mit Sandsäcken aus. Im Laufe des Vormittags sank der Pegel der Lahn aber kontinuierlich ab.

Der Main in Frankfurt stieg hingegen am Montag weiter an. Der Pegel am Osthafen stand am Montagmittag bei 4,20 Meter und sollte bis zum Dienstag auf 4,50 Meter steigen. „Kritisch wird es bei uns erst ab 4,70 Meter“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Frankfurt. Bislang seien lediglich einige Kleingartenanlagen und Uferwege überschwemmt.

Der Deutsche Wetterdienst kündigte ab Dienstag zwar weitere Regenfälle in Hessen an, da die Schneedecken aber zum großen Teil abgetaut seien, rechnet das Landesamt für Umwelt und Geologie in den kommenden Tagen nicht mit ähnlich hohen Pegelständen wie am Wochenende.