Dauerregen und Schmelzwasser lassen die Wasserpegel in vielen Regionen weiter ansteigen. Weiterer Regen ist angekündigt.

Frankfurt/Main/Neckarsteinach. Das Hochwasser in Frankfurt am Main hat am Donnerstag den höchsten Stand seit Jahren erreicht. Auf der Höhe des Römerbergs drang es bis zu den errichteten Barrieren vor. Am Osthafen wurde am frühen Nachmittag nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ein Wasserstand von 4,77 Metern gemessen, was der höchsten Meldestufe 3 entspricht. Die Behörde prognostizierte bis Freitagmorgen steigende Pegelstände bis zu 4,90 Meter.

Bei Raunheim (Landkreis Groß-Gerau) erreichte der Main demnach um 14.00 Uhr eine Höhe von 4,96 Metern. Ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt und Geologie rechnete damit, dass die Scheitelwelle des Hochwassers am Donnerstag im hessischen Mainabschnitt ankommen werde. Auch in Nord- und Mittelhessen wurden wegen anhaltenden Regens steigende Pegel gemeldet. Im südhessischen Ried stieg der Grundwasserspiegel, in Neckarsteinach fiel ein Mann in einen Fluss und wird seitdem vermisst.

Gerbermühle von Hochwasser nicht gefährdet

Die Lage im Frankfurter Stadtgebiet war am Donnerstag nach Angaben der Feuerwehr "angespannt, aber nicht dramatisch“. Ein Sprecher sagte: "Die Uferstraße am Fahrtor ist überschwemmt, der Eiserne Steg wurde gesperrt.“ Die Schutzwälle am Frankfurter Mainufer sind den Angaben zufolge für ein Hochwasser bis zu fünf Meter ausgerichtet. Die historische Gerbermühle war demnach am Nachmittag vom Hochwasser nicht gefährdet. Zwar sei das Gebäude seit Mittwoch mit Sandsäcken gegen eine eventuelle Gefährdung geschützt, das Wasser habe die Barriere bisher aber noch nicht erreicht, berichtete der Feuerwehrsprecher.

Im südhessischen Ried haben Dauerregen und Schmelzwasser den Grundwasserspiegel stark ansteigen lassen. In einigen Kellern in den Bereichen Groß-Gerau und Biblis stehe inzwischen das Wasser, sagte ein Sprecher des Regierungspräsidiums Darmstadt. Bereits in den vergangenen Monaten sei der Grundwasserspiegel im Ried durch ergiebige Schnee- und Regenfälle erheblich angestiegen. Wenn es in den nächsten Tagen weiter regne, sei mit einem zusätzlichen Anstieg zu rechnen.

59-Jähriger stürzt in den Fluß - Vergebliche Suche nach dem Mann

Ein 59 Jahre alter Mann aus Neckarsteinach (Kreis Bergstraße) stürzte am Donnerstagnachmittag in die Hochwasser führende Steinach. Laut Polizei fiel der Mann aus ungeklärter Ursache in Höhe eines Campingplatzes in dem Städtchen im südlichsten Zipfel Hessens in den reißenden Fluss. Die Suche wurde nach Einbruch der Dunkelheit erfolglos abgebrochen.

Auf Hochwasser richteten sich auch die übrigen südhessischen Gemeinden entlang des Neckars ein. Laut Landesamt für Umwelt und Geologie erreichte der Wasserstand des Flusses am Mittag bei Rockenau die Höhe von 5,13 Metern. Die Behörde rechnete noch im Laufe des Tages mit dem Erreichen der Meldestufe 3. In Hessens südlichster Stadt Hirschhorn hatte der Neckar am Nachmittag bereits die Uferstraßen überflutet. "Experten haben uns einen Pegel von sieben Metern Höhe bis Mitternacht prognostiziert“, sagte Bürgermeisterin Ute Stenger. Da die Stadt etwas höher liege als der Fluss, werde die Situation jedoch erst ab einem Wasserstand von acht Metern kritisch.

Der Rheingau-Taunus-Kreis bereitet sich derzeit auf einen steigenden Rheinpegel vor. Die Rettungsdienste seien dafür gerüstet und "auf die Lage vorbereitet“, sagte Landrat Burkhard Albers (SPD). Momentan sei aber noch vollkommen unklar, ob und wie weit der Rhein über die Ufer trete.

Edersee droht überzulaufen

In Nordhessen droht nach Einschätzung des Regierungspräsidiums Kassel am Wochenende der Edersee überzulaufen. Anhaltender Regen und das Abschmelzen des restlichen Schnees im Oberlauf der Eder werde dazu führen, dass Hessens größter See über die Staumauern trete, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Insgesamt stiegen die Pegel bisher jedoch weniger stark an als zunächst befürchtet, ergänzte ein Sprecher.

Auch in Mittelhessen stiegen am Donnerstag an Lahn und Dill sowie den Nebenflüssen erneut die Pegel. Für das Wochenende werde mit Wasserständen gerechnet, die stellenweise die Meldestufe 3 erreichen könnten, sagte eine Sprecherin des Regierungspräsidiums Gießen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach warnte unterdessen vor weiterem starken Dauerregen bis Freitagvormittag. Für den Odenwald prognostizierte der DWD gebietsweise unwetterartige Niederschläge von 60 bis 70 Liter pro Quadratmeter. (dapd)