Ermittler suchen mit moderner Sonartechnik auf dem Grundstück von Josef F. nach einem weiteren Verlies.

Wien. Der Inzest-Vater von Amstetten ist vorbestraft. Josef F. (73) hat vor 40 Jahren eine damals 24 Jahre alte Frau vergewaltigt. Er war nachts in ihre Wohnung eingedrungen und hatte sie mit einem Messer bedroht. Dafür wurde er 1967 zu einer Haftstrafe verurteilt. Dies belegen Gerichtsakten, die nun wieder aus dem Archiv aufgetaucht sind. Außerdem soll er im gleichen Jahr versucht haben, eine 21-Jährige bei einem Spaziergang in einen Wald zu zerren, um sie zu vergewaltigen. Danach sei er der Polizei auch in einem Fall von Exhibitionismus gemeldet worden. Und nun hat sich eine weitere Frau gemeldet, die von Josef F. vergewaltigt worden sein soll. Wegen der Verjährungsfristen wird die Staatsanwaltschaft aber keine Auskunft mehr über diese Fälle geben, sagte ein Justizsprecher am Freitag in St. Pölten. Die Fälle seien inzwischen "getilgt". Die Verjährung sei auch der Grund gewesen, warum Josef F. weder überprüft wurde, als 1984 seine Tochter Elisabeth (heute 42) spurlos verschwand, noch, als er deren drei Kinder adoptierte. Die Akten lagerten im Archiv, und keiner sah nach.

Josef F. hat, wie berichtet, gestanden, seine Tochter 24 Jahre in einem Kellerverlies eingesperrt und sexuell missbraucht zu haben. Er zeugte mit ihr sieben Kinder. Drei wuchsen im Keller auf, die anderen drei bei ihm und seiner Ehefrau Rosemarie. Ein Kind starb nach der Geburt.

Es gibt eine zweite Tür Die Sonderkommission, die in dem grausigen Verbrechen ermittelt, fand inzwischen heraus, dass der Täter das Kellerverlies durch zwei elektronisch gesicherte Stahltüren von der Außenwelt abgeschottet hatte. Bisher war die Polizei davon ausgegangen, dass das 60 Quadratmeter große Labyrinth durch eine einzige, rund 300 Kilogramm schwere Stahlbetontür verschlossen wurde. Außerdem suchen die Ermittler auf dem Grundstück an der Ybbsstraße 40 in Amstetten mit Sonartechnik nach einem weiteren Verlies. Chefermittler Franz Polzer: "Wir durchkämmen das ganze Gelände."

Die Gasdrohung Die Experten versuchen herauszufinden, ob durch die Türen Gas in das Verlies geleitet werden konnte. Josef F. hatte seiner Tochter nach deren Aussage gedroht, dass automatisch Gas in das Kellergefängnis geleitet würde, falls ihm etwas zustoßen sollte. Die Polizei sieht dies als einen der Gründe an, warum die Gefangenen nie versucht haben, den Vater zu überwältigen.

Ein Freund packt aus Einem deutschen Freund (69) zufolge hat Josef F. im Urlaub in Thailand Kleider für eine angebliche Geliebte gekauft. Er habe einmal miterlebt, wie der Österreicher in Pattaya ein Abendkleid und Reizwäsche für eine schlanke Frau gekauft habe, sagte der Münchner im Interview mit Bild-TV. "Er ist richtig sauer geworden, als er mich bemerkt hat. Dann hat er mir erzählt, dass er noch eine Freundin nebenbei habe. Er hat mich angeblafft, das ja nicht seiner Frau zu erzählen." Der Münchner schildert den Inzest-Vater ansonsten als umgänglichen Menschen. Er sei ein Typ, der "gerne lacht, Witze und Gaudi" mache, sagte er.

Das Verlies gibt Rätsel auf Der von Josef F. zunächst offiziell als "Atomkriegs-Fluchtraum" angelegte Bunker wurde später offenbar immer weiter ausgebaut. Wie das geschehen konnte, ohne dass jemand etwas merkte, gibt den Ermittlern Rätsel auf. Polzer: "In dem Verlies gibt es unglaublich viele Rohre, die plötzlich in Wände münden. Vieles ist mit Bauschaum ausgeschäumt und dadurch sehr gut abgedichtet und schallgedämmt."

Was wussten die Mieter? Inzwischen haben sich ehemalige Mieter des Hauses gemeldet. Die Polizei will alle einzeln befragen. Mehr als 100 Menschen haben über die Jahre in dem Haus gewohnt. Alfred Dubanovsky wohnte zwölf Jahre im Erdgeschoss des Horror-Hauses - von 1995 bis 2007. "Ich habe mehrfach Klopfgeräusche aus dem Keller gehört", gab er jetzt zu Protokoll. Josef F. habe ihm erzählt, das komme von der Gasheizung.

Sorge um Kerstin Der Zustand der 19 Jahre alten Kerstin, die mit ihrer Mutter und den zwei Brüdern im Keller lebte, bereitet immer noch Sorgen. Der Grund für ihre Nierenschädigung ist noch nicht gefunden. Sollte sie nicht überleben, könnte auf Josef F. eine Mordanklage zukommen.


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