Melbourne. Die Formel 1 lässt es ab sofort wieder qualmen: Durch die Einführung einer Standard-Elektronik und das damit verbundene Verbot der Traktionskontrolle werden die Fans der Königsklasse in dieser Saison durchdrehende Reifen und driftende Autos erleben. Beim Fahren ist wieder mehr Gefühl gefragt - Köpfchen statt Knöpfchen.

Die Standard-Elektronik (SECU) ist die einschneidendste Regeländerung. Das Bauteil, das nach einer Ausschreibung durch den Automobil-Weltverband FIA von einer McLaren-Tochter gemeinsam mit dem Computerkonzern Microsoft produziert wird und nach den hohen Anlaufkosten langfristig Geld sparen soll, muss von allen Teams zur Steuerung von Motor, Getriebe und Kupplung eingesetzt werden. Die FIA war damit in der Lage, alle elektronischen Fahrhilfen wie Traktionskontrollen (s. Grafik) oder die Startautomatik zu verbieten. Die Elektronik-Box bekommt ihre Daten von mehr als 100 Sensoren. Erkennbar für die Fans sind auch die Änderungen im Qualifying. Das sinnlose Rundendrehen und Benzin-Verbrennen zu Beginn der dritten Qualifikationsrunde entfällt, weil der Kampf der besten zehn Fahrer um die Poleposition nur noch zehn statt zuvor 15 Minuten dauert.

Dafür wurde der erste Teil des Qualifyings von 15 auf 20 Minuten verlängert. Zudem entfällt die Möglichkeit, nach der Qualifikation noch einmal das im letzten Durchgang verbrauchte Benzin nachzutanken, so dass die Fahrer mit dem Tankinhalt nach Ende der Qualifikation ins Rennen gehen müssen.

Straffrei bleibt ab sofort der erste unplanmäßige Motorwechsel einer Saison. Erst wenn zum zweiten Mal vor Ende der Frist von zwei aufeinanderfolgenden Rennen das Triebwerk getauscht werden muss, wird der Fahrer in der Startaufstellung zehn Plätze zurückversetzt. Das verwendete Benzin enthält jetzt einen Anteil von 5,75 Prozent aus biologischen Quellen. Vier Rennen durchhalten muss ab sofort das Getriebe, ein vorzeitiger Wechsel beschert dem betroffenen Piloten eine Zurückversetzung um fünf Startplätze.

Die Sicherheit der Fahrer verbessern sollen höhere Seitenwände der Cockpits. Damit reagierte die FIA auf einen Unfall mit David Coulthard und Alexander Wurz im Vorjahr in Australien, als der Red Bull des Schotten nur um Zentimeter am Helm des Österreichers vorbeigeflogen war.

Endgültig nicht mehr erlaubt sind Ersatzautos, jedes Team darf nur noch zwei Autos am Wochenende einsetzen. Beim Start hinter dem Safety-Car wegen heftiger Regenfälle müssen alle Autos Extremwetter-Reifen verwenden, der Mindestabstand wurde aus Sicherheitsgründen von fünf auf zehn Autolängen vergrößert.