Eishockey: Toptalent stagniert. Der Verteidiger der Freezers will durch Arbeit in die Erfolgsspur zurückfinden.

Hamburg. Ob er heute um 17 Uhr, wenn die deutschen Eishockey-Herren gegen Weltmeister Tschechien ins olympische Turnier starten, den Fernseher einschaltet, weiß Martin Walter noch nicht. "Wenn ich zuhause bin, schalte ich wohl mal rein", sagt der 22jährige Verteidiger von den Hamburg Freezers.

Vor 15 Monaten hätte kaum jemand damit gerechnet, daß Walter derlei Überlegungen anstellen müßte. Der gebürtige Tscheche galt als eins der größten deutschen Talente mit rosigen Karriereaussichten. Doch dann brach er sich in seinem ersten Spiel beim Deutschland-Cup im November 2004 nach fünf Minuten die Nase. Dieser Bruch hinterließ einen Knick in seinem Karriereweg. Für die WM 2005 wurde er nicht nominiert, und weil er den Saisonbeginn bei den Freezers - wie das gesamte Team - verpatzte, sah Bundestrainer Uwe Krupp keinen Grund, für Turin daran etwas zu ändern. "Der Martin muß hart arbeiten und konstanter in seinen Leistungen werden", gab er Walter einen Rat, wie es wieder aufwärts gehen könnte.

Dieser ist durchaus bereit, sich daran zu halten. "Ich habe die Ausbootung als Zeichen gesehen, daß ich jeden Tag hart arbeiten muß, um mich zu verbessern. Vielleicht war zuletzt alles etwas zu glatt gegangen", gibt er sich selbstkritisch. Er wisse, daß er zu Saisonbeginn einen Durchhänger hatte, "aber ich weiß auch, daß ich alles selbst in der Hand habe. Wenn ich meine Schwächen abstelle und konstanter werde, kehren die Erfolge zurück." Gerüchte, er sei im Hamburger Nachtleben bisweilen aktiver als auf dem Eis, weist er empört zurück: "Ich bin jung und gehe gern mal feiern, aber niemals vor Training oder gar Spielen. Jeder, der mich kennt, weiß das."

In Hamburg ist aus dem Shootingstar mittlerweile ein Spieler unter vielen geworden. Seine Rolle als "Teenie-Schwarm" hat der zu dieser Serie aus Berlin gekommene Alexander Barta übernommen, der als einziger Hamburger im Olympia-Kader steht. Zwar verleiht Walter seinem Verein in verschiedenen Funktionen, ob als Werbeträger für eine Bank oder als Serienstar in der Hamburg-1-Sendung "Eisfieber", ein Gesicht, doch die Begeisterung um den 1,85 m großen Athleten ist abgeflaut. Sein Vertrag bei den Freezers läuft aus; von den Verantwortlichen hat sich bislang niemand eindeutig dazu bekannt, Walter halten zu wollen.

"Ich fühle mich hier wohl und habe in mehreren Gesprächen den Eindruck gewonnen, daß man mich halten möchte", sagt dieser. Nach vier Jahren im Verein sei es jedoch vielleicht an der Zeit, sich neu zu orientieren. "Ich habe konkrete Angebote aus der DEL. Bis zum Ende der Olympiapause am kommenden Freitag werde ich bekannt geben, wo ich nächste Saison spiele", sagt er. Walter will sichergehen, daß er den richtigen Schritt macht. Damit er bei den nächsten Winterspielen nicht in die Verlegenheit kommt, in Deutschland den Fernseher einschalten zu müssen.