Vor 200 Jahren kamen die ersten Seelufthungrigen auf die Insel. Bald darauf galt es als Modebad - und das ist es heute wieder.

Die Insel durfte den Titel "Niedersächsisches Staatsbad" führen, weil ihre Durchlaucht, Georg V. von Hannover, sich geruhte, hier seit 1836 seinen Sommerurlaub zu verleben. Ein mondänes Seebad also, doch wenn man sich mit der Fähre der Insel nähert, ist man zunächst überrascht, denn es empfängt einen eine moderne Hochhaus-Skyline, die man bereits vom Festland aus nicht übersehen kann. Nicht gerade das, was man erwartet, um auf adeligen (Sand)spuren oder anderen illustren Spuren zu wandeln.

Berühmte Besucher wie Theodor Fontane und Heinrich Heine waren Inselfans. Letzterer konnte sich natürlich auch hier seine bissigen, aber zumeist zutreffenden Beobachtungen nicht verkneifen. Ziel seiner sarkastischen Bemerkungen waren ausgerechnet die Gebräuche der Insulaner. Da sind die Ostfriesen allerdings besonders eigen und man hört, noch heute nähmen sie dem deutschen Dichterfürst seine Worte übel. Obwohl sich Heine auch lobend äußerte allerdings vor allem zu Natur und Meer: "Die See war mein einziger Umgang ich habe nie einen besseren gehabt". Doch pries er auch die naturverbundene Lebensweise der Insulaner gegenüber dem neurotischen Lebensstil der Städter, doch da hatte Heine bei den nachtragenden Friesen bereits verspielt. Unsereins kann eine Annäherung mit den Insulanern aber beruhigt wagen.

Nur mit den Norderneyer Möwen ist nicht zu spaßen. Wer arglos ein Brot auf der Promenade verspeist, kann schon mal eine Möwe im Sturzflug ankommen sehen. Wenn man ein kreischendes Exemplar praktisch im Dekolletee sitzen hat, sehen die majestätischen Gleiter der Lüfte unglaublich groß und bedrohlich aus. Bis auf ein gehörigen Schrecken und ein nicht mehr ganz so appetitliches Sandwich, übersteht man solche Begegnungen auf Norderney aber ohne weiteres. Zur Attraktion der Insel trug erheblich bei, dass 1822 die Spielbank eröffnete, und dies die feine Gesellschaft von ganz Europa anzog. Aber natürlich kamen auch viele des Königs wegen, Adel verpflichtet, und das obwohl die Anreise lange Zeit beschwerlich war.

Im Inselzentrum finden sich noch prachtvolle, alte Bauten. Das elegante Kurhaus von 1840, der gepflegte Kurpark und die belebten Cafes haben ihren Charme nicht verloren. Viel verblichene, doch nicht weniger bezaubernde Schönheit ist noch in den Biedermeiergässchen zu entdecken, in denen sich altmodische weiß gestrichene Gästehäuser mit verglasten Frühstücksveranden und stilvolle Restaurants aneinanderreihen. In der Hauptsaison quillt der Ort vor lauter Geschäftigkeit über. Norderney ist berühmt für sein vielfältiges Kulturleben, das auch in der Nebensaison Besucher vom Festland auf die Insel lockt.

Kiek mol (in)!

Kurzentrum und Innenstadt Hier fallen vor allem die in brillantem Weiß gehaltenen, traditionellen Kurgebäude auf. Am Kurplatz ertönt aus der Konzertmuschel auf der Rasenfläche Musik von Klassik bis Pop

Kurhaus Das elegante, weiße Gebäude ist der Blickfang, Bau mit imposantem Säulenportikus, Teil einer Fünf-Sterne-Hotelanlage

Haus der Insel von 1849, ein nostalgisches Schmuckstück mit vergoldeten Säulen und Samtsitzen im Inneren, Kinovorführungen und Gastspiele der Landesbühne Niedersachsen

Kurtheater Kino und Theater, nach dem Vorbild des Opernhauses in Hannover errichtet, gegenüber vom Haus der Insel (Haupteingang), Tel. 04932/891-180

Altes Fischerhaus-Museum im Argonerwäldchen Nähe Weststrand, gibt eine Vorstellung vom einstigen Leben der Inselfischer.

Nationalparkhaus Erläuterungen zum Ökosystem Wattenmeer, Rundgang mit den Vogelzivis, auch Sternen-Wanderung mit Besuch der Sternwarte organisiert das Team und Wrack der Poseidon, nähe Fährbrücke, Am Hafen 1, Tel. 04932/20 01

Museum Nordseeheilbad Norderney Eines der größten kulturellen Einrichtungen auf der Insel zur über 200jährigen Geschichte Norderneys, Reise- und Badekultur vergangener Epochen sowie "Kunst am Meer". Dazu gehören das Bademuseum, die Galerie am Meer (in Planung, wird in einem Seitentrakt des Bademuseums eingerichtet) und der Wasserturm

Westbad Buhnengeschützter Strand Nordstrand Wasserturm 41 m hoch Ausschau, und durch eine Kunstgalerie zu schlendern ab 2006

Bademuseum Dauerausstellung über Meer, Mythos Wasser; Heilbad und Wasserkur, Meereslust - Die Entdeckung des Strandes, Gründung von Seebädern (Heiligendamm 1793, Norderney 1797), Meeresprodukte sowie Wechselausstellungen, www.museum-norderney.de

Kurpark Waldspaziergang, an einem Wassergraben im Park erinnert der Wall der Napoleonschanze an die französische Besatzung

Leuchtturm 56 Meter hoch nahe dem Flugplatz, zu besteigen

Im Osten ausgedehnte Salzwiesen , Ostheller wichtiges Rückzugsgebiet für Vögel

Südstrandpolder wasserreich, ungewöhnliches Feuchtgebiet mit dichtem Buschwerk

bade:haus Thalasso sowie Meerwasser-Wellenbad mit Brandungsbecken, Riesenrutsche und Badegrotte, Am Kurplatz 3

Eeten un Drinken

Windmühle Selden Rüst Stimmungsvoll in der einzigen historischen Windmühle der Ostfriesischen Inseln. Flügel drehten sich von 1862 bis 1962, heute ein Restaurant, Marienstr. 24, Tel. 04932/20 06

Cafe Marienhöhe In der Konditorei mit Familientradition wird ebenso gern fotografiert wie gespeist. Ein origineller Kuppelbau mit zarten Deckenmalereien und fantastischem Meerblick. Von hier hat bereits Heinrich Heine scharfsinnig seine Umwelt beobachtet, berühmter Aussichtsplatz Damenpfad 42, Tel. 686

Loopen, swömmen un hüppen

9-Loch Golfplatz, der einzige typische Links-Course Deutschlands, www.gc-norderney.de

Hülp Kurverwaltung Norderney Service-Center am Kurplatz, Tel. 04932/891-131 u. 132 www.norderney.de , Tel. 04932/8910

Anreis

Fährverbindung Abfahrtshafen nach Norderney ist Norddeich-Mole, der Fahrplan ist tidenunabhängig (Auskunft Tel. 04932/9130, www.reederei-frisia.de )

Flugverbindung Die FLN Frisia-Luftverkehr GmbH unterhält ganzjährig eine Bedarfsfluglinie von Norddeich nach Norderney, Tel. 04932/9130, www.reederei-frisia.de