Borkum ist eine Insel mit Hochseeklima und Seebad-Atmosphäre

Borkum war jahrtausendelang Spielball des Ozeans. Die Insel verlagerte sich, wurde in der Mitte geteilt und später durch Deichbau und wachsende Dünen wieder vereint. Tüskendör (zwischendurch), das niedrige Landstück auf der Höhe des Flugplatzes, war eine Zeitlang vom Meer verschluckt. Der Südteil ist ganz junges angespültes Land. Borkums exponierte Lage im Ozean hatte zur Folge, daß Seezeichen aufgestellt wurden, damit der zunehmende Schiffsverkehr des sich rasch entwickelnden Emdener Hafens den Weg durch die gefährlichen Gewässer des Watts fand.

Die Borkumer selbst hatten wenig von ihrer strategischen Bedeutung und mühten sich mit Robbenfang und beschwerlicher Landwirtschaft. Auf Borkum wandelte sich die Situation im 18. Jh., als der Großteil der männlichen Borkumer zum Walfang oder auf Handelsschiffen zur See fuhr. Der Wohlstand währte nur knapp ein Jahrhundert, Überfischung, Seekriege und die Kontinentalsperre beendeten das goldene Zeitalter. Die Zeit des Reichtums war in vielen Familien auch teuer erkauft, ein Drittel der Ernährer aus Borkumer Familien blieben für immer auf See. An die Zeit erinnern heute noch die stumpf-grauweißen Zäune aus Walkiefern, die einige Vorgärten säumen.

Die heimgekehrten Walfangkapitäne und Kommandeure investierten ihr hart verdientes Vermögen, bauten sich stattliche Wohnhäuser und finanzierten öffentliche Gebäude, die heute von zahlreichen Touristen bestaunt werden. Von dieser Art "Hochseeklima" zu leben, ist sehr viel ungefährlicher und einträglicher. So entwickelte sich hier, wie auch auf den anderen Nordseeinseln, der Tourismus zur Hauptexistenzquelle. Aufgrund der verkehrsgünstigen Anbindung, durch Bahn (seit 1865) und Fähre, verlief der Aufstieg vom Fischerdorf zum Seebad rasant. Dies ging nicht spurlos an der Insel vorüber, das Ursprüngliche verschwand vielerorts, alte Kunghäuser wurden abgerissen und moderne Bauten an deren Stelle gesetzt.

Ein Stammgast auf Borkum, der diese Entwicklung kritisch beäugte und sich um den schwindenden dörflichen Charakter der Insel sorgte, war der Humorist Wilhelm Busch. Bereits bei seiner ersten Anreise ging es an Bord stürmisch zu. Doch die Überfahrt meisterte er bravourös und überlebte sogar die redseligen Damen an Bord. Überhaupt ließ er sich von der Lebenswirklichkeit der Insel nicht aus der Fassung bringen und dichtete - ostfriesisch inspiriert - munter drauflos. "Von einer Düne sieht man weit das Meer ist voller Flüssigkeit". Da muss man ihm Recht geben. Und das hat sich bis heute zum Glück nicht verändert.

Info: Ein Unternehmen, das bislang 50.000 Menschenleben gerettet hat: Als der Hannoversche Segler "Alliance" am 10. September 1860 vor Borkum strandete, liefen die Bewohner eiligst zusammen. Aber nicht wie ein zufälliger Beobachter vermutete, um die Schiffsbrüchigen zu retten, sondern um eiligst die angespülten Schiffsgüter zu sichern. Denn ein Drittel durften die "Strandläufer" vom angeschwemmten Beutegut für sich behalten, der Rest musse an den Landesvogt übergeben werden. Die neuen Besatzungsmitglieder mussten diese Gleichgültigkeit mit dem Leben bezahlen, wie ebenjener empörte Zuschauer später in einer Zeitung berichtete. Dieser Bericht sollte maßgeblich zur Gründung des Deutschen Gesellschaft Schiffsbrüchiger im Mai 1865 beitragen. Das Unternehmen finanziert sich aus freiwilligen Spenden und hat seither 50.000 Menschen gerettet.

Strände Der Strand Nordbad Vom Borkumer Hafen im Süden der Insel fährt die historische Inselbahn in das 7,5 km entfernte Städtchen Borkum. Der Zug durchquert das Wattenmeer und passiert die Woldedünen, wo der berühmte Seeräuber Klaus Störtebeker seine Schätze vergraben haben soll. Manche Besucher sollen daher auch einen Spaten im Gepäck mit sich führen - man weiß ja nie. In der quirligen Stadtmitte findet sich die belebte Fußgängerzone Friedrichsstraße mit zahlreichen Geschäften und Cafes.

Nach 300 Metern erreicht man bereits den Strandabschnitt Nordbad mit hübschen, bunt gestreiften Strandzelten. Nahe der Stadt tummeln sich die Badenden in der Nordsee, nördlich schließt das Quartier der Surfer und der Strandsegler an. An der höher liegenden Strandpromenade empfangen den Gast edle, cremeweiße Hotelfassaden aus der Gründerzeit. Das richtige Ambiente, um den Strandbummel auf der Promenade zu beginnen. Im Hintergrund leuchtet der im eleganten Design gehaltene Neue Leuchtturm, der zum Wahrzeichen der Insel avancierte. Hinter dem Turm erstreckt sich das Altdorf und man meint sich in einer anderen Welt zu befinden. Kleine Häuser und verwinkelte Gassen, hier steht noch ein Teil des alten Borkums.

Strand Südbad Strandvergnügen ist auch am Südende der Promenade zu genießen, hier ist die Küste mit Buhnen versehen, um den kostbaren Sand zu halten.

Kiek mol (in)!

Der neue Leuchtturm Der 60 m hohe Turm wurde in der Rekordzeit von sieben Monaten gebaut, 1,7 Mio. Ziegeln wurden in Windeseile übereinander gestapelt. Bisher sind ist keine Schieflage oder sonstige Mängel erkennbar. Die Borkumer dankten es ihm, in dem sie ihn zum Wahrzeichen der Insel erkoren. 315 Stufen sind zu erklimmen, belohnt wird man mit einem phantastischen Blick, der bei klarem Wetter bis zum 20 km entfernten Festland reicht.

Der alte Leuchtturm erhebt sich mit 42 m trutzig auf der historischen Kirchwarf. Die Kirche selbst existiert nicht mehr, der Kirchturm wurde ab 1567 zum Tages-Seezeichen umfunktioniert, allerdings wurde er erst 1817 befeuert. An die Kirche erinnern noch viele Gräber, die besonders schaurig gestaltet sind, denn sie werden von verwitterten Walknochen mit eingeschnitzten Totenköpfen bewacht. Hierbei handelt es sich nicht um die letzten Ruhestätten ruchloser Piraten, sondern um einheimische Walfänger.

Heimatmuseum Dykhus Fülle lokalhistorischer und naturkundlicher Exponate. Als Reminiszens an die Walfängerzeit, ist auch das Skelett eines gestrandeten Pottwals zu begutachten

Seehundareal Auf der Sandplate am äußeren Rand des Nordbades ist den Seehunden ein ungestörter Ruhebereich zugedacht, der zum Wattenmeer-Nationalpark gehört und nicht betreten werden darf.

Denkmalgeschützte Kurhalle am Meer an der Strandpromenade bietet Raum für vielseitige Aktivitäten ob in der Trinkkurhalle oder dem Fitnesscenter, der Malschule, der Reptilienausstellung, in Geschäften oder Cafes. Im Pavillon gegenüber finden Konzerte vor der Strand- und Meerkulisse statt.

Im Nordseeaquarium leben Fische, Krebse, Muscheln, hier kann man live die Unterwasserwelt erleben - an den Sonnenterrassen (Südstrand), Tel. 04922/4887

Im Inselinneren Greune Stee (Grüne Stelle) Wanderweg durch sumpfigen Wald, viele Singvögel

Museumsfeuerschiff Borkumriff im Schutzhafen dient als Nationalpark-Infozentrum

Loopen, swömmen un hüppen

Höhe Hörn Ein Strandwanderweg führt 20 km von der Nordküste bis zur Landspitze Hoge Hörn, ideal, wer dem Trubel am Strand eine Weile entfliehen möchte. Unterwegs kann man sich auch dem hüllenlosen Strandvergnügen hingeben, denn auf halbem Weg passiert man den FKK-Strand mit Sauna

Gezeitenland großzügig gestaltete Bade-, Wellness und Fitnessanlage für Groß und Klein: Riesenrutsche, Massagebank, Rasulbad und Meersalzgrotte südlich der Bismarckstraße laden zum wetterunabhängigen Badegenuss. Die Besonderheit des Gezeitenlands ist die Indoor-Surf-Anlage der FlowRider®, Gothestraße 27, Tel. 04922)/933600, www.gezeitenland.de

Borkumer Kleinbahn setzt an manchen Tagen ihre beliebte Dampflok mit Nostalgiewagen ein, Info unter www.borkumer-kleinbahn.de oder Tel. 04922/30 90

Borkum kann man auf vielfältigen Wegen erkunden, auf Wander-, Reit- und Radwegen, die insgesamt 130 m lang und gut gekennzeichnet sind. Besonders vielfältig: der Walddünenweg und Dünenweg, schlängelt sich durch feuchte Dünentäler mit Birken, Graudünen und Aussichtsdünen zwischen Rosenbüschen, immer wieder Zugang zum Strand

Schön slopen

Nordsee-Hotel Traditionshotel mit eigenen Kuranlagen, Meerblick auf den Strand Nordbad, Bubertstr. 9, Tel.3080, www.nordseehotelborkum.de

Haus am Park kleines, feines Nichtraucherhotel in der Altstadt, Bahnhofstr. 5, Tel. 04922/93 060, www.haus-am-parkborkum.de

Ferienwohnung Goslar , kinderfreundliche Ferienwohnung mit großem Garten auf dem Lande, Ostland 2, Tel. 04922/910119

Eeten un Drinken

Delfter Stuben Fischrestaurant in der Bismarckstr. 6, Tel. 04922/20 11

Kleine Möwe Restaurant am Rand des Altdorfs, hier bietet man den Gästen feine Gerichte auch aus Biofleisch, Kirchstr.31, Tel. 04922/21 77

Cafe Sturmeck auf der Promenade bei der Aussichtsdüne, wundervoller Meerblick, Hindenburgstr. 144, Tel. 04922/12 22

Cafe-Restaurant Ostland kernige ostfriesische Gerichte, Eis, Kuchen, Ostland 4, Tel. 04922/22 02

Vergnögen

Mai/Juni: Jazz-Festival zur Pfingsten

Hafenfeste (Sommer)

Aug.: Beachvolleyball-Turnier

Sep.: Drachenfestival am Nordstrand

Anfang Dez. Klaas Ohm Fest früher Wiederkehr der Männer vom Walfang gefeiert, heute merkwürdig verkleidete Männer treiben Unfug und ärgern junge Damen, ausgelassene Party im Ortskern

Hülp

Tourist-Information Borkum gegenüber vom Bahnhof, Georg-Schütte-Platz 5, 26757 Borkum, Tel. 01805/807790 (14 Ct./Min.) Kurverwaltung Goethestraße 1, www.borkum.de

Anreis

Fährverbindungen Die AG Ems Emden-Außenhafen
Autofähre ab Emden, 2 bis 3 Mal täglich, Fahrzeit 2 Std. 15 Min.
Katamaran ab Emden, Fahrzeit 60 Min. Mai - Okt mind. 3 Mal tgl., auch ab Papenburg und Ditzum (Auskunft Tel. 01805/180182 (14 Ct./Min.), www.ag-ems.de ). Der Verkehr ist tidenunabhängig
Autofähre ab Eemshaven, Fahrzeit 60 Min., ganzjährig 1-8 Mal tgl.
Katamaran ab Eemshaven, Fahrzeit 30 Min., Mitte Mai - Ende Nov., Fr 20,30 Uhr
Langzeitparkplätze Emden und Eemshaven, Nähe Fähranleger
Flugverbindung: ab Emden 6 Mal tgl. Tel. 04921/ 89920, www.olt.de