Eine Million bei Messe in Krakau

Rom. Der Vatikan erwartet bis zu vier Millionen Pilger und 200 Staatsgäste: Heute nimmt die Welt in Rom Abschied von Papst Johannes Paul II. Der Gottesdienst auf dem Petersplatz ist damit die größte Trauerfeier der Weltgeschichte.

Gestern am späten Abend erwies Bundespräsident Horst Köhler mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, den Oppositionsführern Angela Merkel und Edmund Stoiber sowie dem evangelischen Bischof Wolfgang Huber dem aufgebahrten Papst die letzte Ehre. Bundeskanzler Schröder traf später in Rom ein. Zuvor hatten auch US-Präsident George W. Bush, sein Vater und Ex-Präsident Clinton im Petersdom gebetet.

Die Veröffentlichung des Papst-Testaments brachte gestern eine große Überraschung: Der Pontifex bekennt darin, daß er im Jahr 2000 an Rücktritt dachte.

Den vierten Tag in Folge zogen gestern mehrere hunderttausend Menschen an dem im Petersdom aufgebahrten Papst vorbei. Für einige Stunden wurde der Zugang zu der Menschenschlange wieder geöffnet. Vor allem zahlreiche Polen, die in der Nacht mit Bussen und Zügen nach Rom gekommen waren, stellten sich an, bevor der Zugang gestern um 14 Uhr erneut geschlossen wurde. Danach eintreffende Gläubige wurden aufgefordert, die Innenstadt zu meiden. Der Vatikan könne keine weiteren Menschen mehr verkraften, so der Zivilschutz.

Zur Vorbereitung der Exequien, wie Requiem und Bestattungsrituale genannt werden, wurde der Petersdom gestern um 22 Uhr geschlossen. Die Trauerfeier beginnt heute um zehn Uhr.

Mit einem "Marsch der Dankbarkeit" haben Zehntausende Polen in Krakau Abschied von Johannes Paul II. genommen. In einem Schweigemarsch zogen sie durch die Krakauer Innenstadt zu den Blonie-Wiesen. Vor einem schlichten Feldaltar stand symbolisch der leere Thron des Papstes, der dort im August 2002 eine Messe mit drei Millionen Menschen gefeiert hatte.

Zu einer Messe im Freien kamen am Abend rund eine Million Menschen. Sie war damit die größte Gedenkveranstaltung in Polen, der Heimat des Papstes. Bei der Messe sollte auch das päpstliche Testament verlesen werden.

Seit Tagen versammeln sich vor allem Jugendliche abends um 21.37 Uhr, dem Todeszeitpunkt des Papstes, mit brennenden Kerzen auf den Blonie-Wiesen. Heute wird die Beisetzungsfeier auf einer Großleinwand nach Krakau übertragen.

Städte in der ganzen Welt wollen Straßen und Plätze nach dem Heiligen Vater benennen und ihm neue Denkmäler errichten. Besonders in Polen wurden eifrig Umbenennungspläne geschmiedet. Die Berliner CDU und der PDS-Politiker Gregor Gysi forderten gestern auch für die deutsche Hauptstadt eine "Johannes-Paul-II-Allee".