Rom. An den Hubschrauberlärm über ihren Köpfen haben sich die Bürger und Besucher Roms schon seit Tagen gewöhnt. Doch heute werden die Sicherheitsvorkehrungen in der ewigen Stadt ein nie gekanntes Ausmaß erreichen. 200 Staats- und Regierungschefs sowie schätzungsweise vier bis fünf Millionen Pilger müssen während der Beisetzungsfeier für Papst Johannes Paul II. geschützt werden. Ein Aufwand, der normalerweise sechs bis acht Monate Vorbereitungszeit erfordert, wie die Regierung einräumte.

Mehr als 100 000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz. Allein 1500 von ihnen wachen über jeden Schritt der Präsidenten, Regierungschefs und Minister. Um das Ausbrechen von Panik in der Menschenmenge zu verhindern, hat der Zivilschutz vier "disaster manager" engagiert. Die Sicherheitslage sei "milde ausgedrückt prekär", heißt es in Regierungskreisen.

Der Luftraum über dem Vatikan ist seit gestern vormittag in einem Radius von acht Kilometern gesperrt. Bereits am Mittwoch wurde der ehemalige Militärflughafen Ciampino, den Touristen mit Charter- und Billigfliegern benutzen, für den üblichen Verkehr geschlossen, um die Ankunft der Staatsdelegationen zu garantieren.

Bewaffnete Hubschrauber und Jets sollen Kleinflugzeuge daran hindern, auf die Pilgermassen und Staatsvertreter Attentate zu verüben. F-16-Jagdbomber kreisen ununterbrochen um die Stadt. Italiens Regierung ließ einen doppelten Ring von Hawk-Luftabwehrraketen um Rom einrichten. Ein Awacs-Radarflugzeug der Nato kontrolliert den gesamten Luftraum über Mittelitalien. Es soll auch Flugzeuge in extrem niedrigen Höhen und Wasserfahrzeuge ausmachen. Vor der Küste westlich von Rom kreuzt Italiens größtes Militärschiff: der Zerstörer "Mimbelli", der ebenfalls mit Luftabwehrsystemen ausgestattet ist.

Seit heute früh um zwei Uhr ist für 24 Stunden in ganz Rom privater Autoverkehr verboten. Die Schulen bleiben geschlossen.

Italienische Sicherheitskräfte und Spezialeinheiten, die mit den ausländischen Delegationen anreisen, treten sich in den zahlreichen reservierten Hotels auf die Füße. Der hohe Besuch muß vor Abhör-Wanzen ebenso geschützt werden wie vor Bomben.

Erst überprüfen einheimische Beamte jeden Zentimeter in den Hotelsuiten. Dann kommen die Sicherheitsleute der Staatsgäste. Die Deutschen brachten sogar Spürhunde mit, um die Zimmer von Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer absuchen zu lassen. Sie wohnen als einzige Delegation im Hotel De Russie, der vornehmsten Herberge der römischen Altstadt in der Nähe der Spanischen Treppe.

Höchste Alarmstufe gilt auch in den Hotels, in denen Gäste wie der britische Premier Tony Blair, der afghanische Staatspräsident Hamid Karsai, sein palästinensischer Amtskollege Mahmud Abbas, Syriens Bashar al Assad und Mohammed Khatami aus dem Iran nächtigen. Die Beisetzung des Papstes führt wie nie zuvor Spitzenpolitiker aus aller Welt zusammen.