200 Staatsgäste und 300 000 Gläubige bei bewegender Trauerfeier für den Papst. Kurienkardinal Ratzinger: “Wer den Papst beim Beten gesehen hat, wer seine Predigten gehört hat, der vergißt ihn nicht“

Rom. Etwa 300 000 Menschen haben auf dem Petersplatz in Rom Abschied genommen von Papst Johannes Paul II. Mit Rührung, aber auch Begeisterung verfolgten sie die Totenmesse für den Pontifex, die der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger leitete. Er würdigte den gestorbenen Pontifex als unvergeßlich. "Wer den Papst beim Beten gesehen hat, wer seine Predigten gehört hat, der vergißt ihn nicht", sagte Ratzinger. Nach rund zweieinhalb Stunden wurde der schlichte Sarg mit dem Leichnam des Heiligen Vaters vom Petersplatz in den Petersdom gebracht. Dort findet Johannes Paul in den Grotten nahe des Grabes des heiligen Petrus seine letzte Ruhestätte.

Zu Tausenden knieten die Gläubigen während der Messe nieder. Auch viele der etwa 200 Staatsgäste reagierten gerührt, der spanische König Juan Carlos hatte Tränen in den Augen. Zum Zeichen des Friedens gaben sich die Trauernden die Hände. Mit einem "Grazie" (Danke) auf einem Spruchband dankten die Gläubigen, darunter zehntausende Polen, dem Papst.

Immer wieder riefen sie "Santo, Santo" (heilig, heilig) und "Giovanni Paolo", etliche brachen in Tränen aus. Mehrmals brandete Beifall auf, der lang andauerte, so als Ratzinger daran erinnerte, wie der Papst bis zuletzt trotz größter Leiden noch vor die Gläubigen trat. "Jetzt steht Johannes Paul am Fenster des Hauses des Vaters und sieht uns und segnet uns", sagte Ratzinger. Auch die Patriarchen der östlichen Kirchen beteten für den Papst. Dazu stellten sie sich im Halbrund um den Sarg und sangen kirchliche Lieder.

An der bewegenden Trauerfeier nahmen viele gekrönte Häupter sowie Staats- und Regierungschefs teil. Unter ihnen waren US-Präsident George W. Bush, UN-Generalsekretär Kofi Annan, Bundespräsident Horst Köhler und Kanzler Gerhard Schröder sowie Prinz Charles und der britische Premierminister Tony Blair. 15 000 Sicherheitskräfte waren allein zum Schutz der Staatsgäste im Einsatz.

Gut eine Million Menschen hatten sich rund um den Vatikan zur Totenmesse versammelt. In der ganzen Stadt verfolgten Pilger die Trauerfeier auf Großbildleinwänden. In aller Welt konnten Milliarden Menschen die Messe verfolgen. Besonders groß war die Anteilnahme in Polen, dem Heimatland Johannes Pauls.

Der Papst war am vergangenen Sonnabend im Alter von 84 Jahren gestorben. Seine mehr als 26 Jahre währende Amtszeit war eine der längsten der Geschichte.