Berlin/Mecklenburg-Vorpommern: Sozialdemokraten können Koalitionspartner wählen. In Berlin geht es um Rot-Rot oder Rot-Grün, im Nordosten um Rot-Rot oder Rot-Schwarz. Präferenzen noch unklar.

BERLIN/SCHWERIN. Im Ringen um die Regierungsneubildung nach den Landtagswahlen vom Sonntag fährt die SPD zweigleisig: Der Berliner Regierende Bürgermeister kündigte gestern Gespräche zunächst mit der Linkspartei.PDS und dann mit den Grünen über den künftigen Senat an. Der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Harald Ringstorff, wiederum will Sondierungen sowohl über die Fortsetzung von Rot-Rot als auch eine mögliche Große Koalition mit der CDU führen. In beiden Ländern wurde die SPD nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis wieder stärkste Partei.

Wowereit, der die SPD in Berlin mit einem kleinen Zuwachs auf 30,8 Prozent zum eindeutigen Wahlsieg vor der CDU mit nur noch 21,3 Prozent führte, nannte gestern noch keinen Termin für seine geplanten Gespräche mit PDS und Grünen. Die Linkspartei lag trotz starker Verluste mit 13,4 Prozent nach dem Endergebnis knapp vor den Grünen, die bei deutlichen Gewinnen auf 13,1 Prozent kamen. Die FDP landete bei 7,6 Prozent.

Wowereit ließ keine Präferenz erkennen. Er werde mit beiden Parteien sondieren, in welchem Bündnis er möglichst viel sozialdemokratische Politik umsetzen könne. Die Gespräche stünden nicht unter Zeitdruck, sagte er. Besonderes Gewicht werde er dabei auf die Themen soziale Gerechtigkeit und Investitionen legen.

Beide möglichen Partner präsentierten sich selbstbewusst. Die Grünen, die als einzige Parlamentspartei zulegen konnten, bekräftigten ihren Anspruch auf Regierungsbeteiligung. Parteichef Reinhard Bütikofer stellte eine unbequeme, aber konstruktive Zusammenarbeit in Aussicht. Die Linkspartei.PDS machte deutlich, dass sie trotz ihrer schweren Schlappe nicht um jeden Preis weiterregieren wolle.

In Mecklenburg-Vorpommern wurde die SPD bei schweren Einbußen mit 30,2 Prozent nur knapp stärkste Partei vor der CDU, die ebenfalls Stimmen verlor und auf 28,8 Prozent kam. Dort hätte eine neuerliche rot-rote Koalition mit 36:35 Sitzen nur noch eine Stimme Mehrheit. Der alte und voraussichtlich auch neue Ministerpräsident Ringstorff ließ noch nicht erkennen, ob er dennoch wieder die Linkspartei.PDS, die 16,8 Prozent der Stimmen holte, oder die CDU als Koalitionspartner bevorzugt. Er werde mit beiden Sondierungsgespräche führen. Spitzenpolitiker aller Parteien äußerten sich besorgt über den Einzug der rechtsextremistischen NPD mit sechs Abgeordneten in den Schweriner Landtag. Sie hatte 7,3 Prozent erzielt, die FDP 9,6 Prozent.

CDU-Spitzenkandidat Jürgen Seidel sagte, seine Partei sei bereit, Mitverantwortung in der Landesregierung zu übernehmen.