BERLIN/SCHWERIN. Innerhalb der CDU wächst nach den Landtagswahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern die Unruhe. Die Parteivorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel, räumte gestern in Berlin eine Mitverantwortung für das magere Abschneiden der CDU ein. Dennoch will sie den in der Großen Koalition eingeschlagenen Weg fortsetzen. Der Berliner CDU-Spitzenkandidat Friedbert Pflüger machte die Bundespolitik für seine Niederlage mit verantwortlich. Und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers mahnte seine Partei erneut, ihr soziales Profil zu schärfen.

Merkel sagte nach Beratungen der Parteigremien gestern in Berlin, die Bundesregierung habe in den vergangenen Monaten nicht nur populäre Entscheidungen getroffen. Als Beispiele nannte sie die Kürzung von Pendlerpauschale und Sparerfreibetrag sowie die Erhöhung der Mehrwertsteuer.

Pflüger sagte: "Wir hatten aus der Bundespolitik keinen Rückenwind, sondern Gegenwind." Darüber hinaus sei die Berliner CDU in der Vergangenheit zu zerstritten gewesen. "Wir haben im Wahlkampf in den letzten sechs Monaten gut gearbeitet", sagte er. "Aber diese Zeit war zu knapp, um die Querelen der vergangenen fünf Jahre vergessen zu machen."

Ob der CDU-Spitzenkandidat überhaupt ins Abgeordnetenhaus einziehen wird, war gestern immer noch offen. Pflüger hatte in seinem Wahlkreis Neukölln den Kampf um das Direktmandat gegen die SPD-Kandidatin Petra Hildebrandt verloren. Über den vierten Platz in der Bezirksliste käme er ins Landesparlament. Doch bei der Wahl kam es zu Unregelmäßigkeiten, es wird nachgezählt, und Verschiebungen könnten dazu führen, dass die CDU ihren vierten Listenplatz in Neukölln noch verliert. Und dann ist Pflüger draußen.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Rüttgers forderte von seiner Partei eine stärkere soziale Ausrichtung. "Es muss deutlich sein, gerade bei einer Volkspartei wie der CDU, dass wirtschaftliche Vernunft und soziale Gererchtigkeit zwei Seiten einer Medaille sind", sagte der CDU-Vize. Andere CDU-Politiker hielten sich eher zurück.