KARLSRUHE. Der neue SPD-Chef Matthias Platzeck setzt an der Parteispitze auf ein relativ junges Team. Der SPD-Parteitag wählte gestern Kurt Beck (56), Ute Vogt (41), Peer Steinbrück (58), Bärbel Dieckmann (56) und Elke Ferner (47) zu stellvertretenden Parteivorsitzenden.

Beck, seit 1994 Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, ist dabei das Schwergewicht an der Seite des neuen Vorsitzenden. Er war wiederholt selbst als Parteivorsitzender gehandelt worden, hatte entsprechende Ambitionen aber stets bestritten. Nun soll er nach dem Willen Platzecks eine herausgehobene Position unter seinen Stellvertretern innehaben. Bei der Wahl zum Parteivize erhielt er mit 92,2 Prozent das beste Ergebnis der fünf Kandidaten. Beck ist seit 1993 Chef des rheinland-pfälzischen Landesverbandes und seit 2003 auch stellvertretender Vorsitzender der Bundespartei. Der gelernte Elektromechaniker gilt als bodenständiger und vermittelnder Politiker.

Der designierte Bundesfinanzminister Steinbrück gilt als Mann der klaren Worte - als scharfzüngiger Redner, der seine intellektuellen Fähigkeiten gerne mal nach außen kehrt. Im Gegensatz zum zurückgetretenen Parteichef Franz Müntefering verkörpert der gebürtige Hamburger den Managertyp in der SPD. In der politischen Karriere des verheirateten Vaters zweier Töchter und eines Sohnes hielten sich Höhe- und Tiefpunkte bislang die Waage: Für viele überraschend stieg Steinbrück im Herbst 2002 als Nachfolger von Wolfgang Clement zum Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen auf - um das Amt nur zweieinhalb Jahre später an Jürgen Rüttgers (CDU) abgeben zu müssen. Der Parteitag wählte ihn mit 82,1 Prozent zum Parteivize.

Die baden-württembergische Landesvorsitzende Ute Vogt zählt zu den Jungstars der Partei. Allerdings schnitt sie mit 67,3 Prozent bei der Wahl der SPD-Vize am schlechtesten ab. Vor zwei Jahren erhielt sie noch 70,5 Prozent. Vogt hatte sich dazu bekannt, im Generalsekretärs-Streit für die Parteilinke Andrea Nahles votiert zu haben. Bundesweit bekannt wurde die Rechtsanwältin, als sie bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2001 gegen den damaligen Landesvater Erwin Teufel (CDU) antrat und ein gutes Ergebnis erzielte. Seither arbeitete die gebürtige Heidelbergerin beständig an ihrer Karriere: 2002 wurde sie Parlamentarische Staatssekretärin im Innenministerium und ein Jahr später SPD-Vizevorsitzende. Innerhalb ihrer Partei zählt die unverheiratete und kinderlose Politikerin zu den Netzwerkern, einer Initiative jüngerer, reform- orientierter Abgeordneter.

Der Name der langjährigen Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann ist längst auch jenseits des Rheinlands bekannt. Die 56jährige, die den OB-Posten 1994 übernommen hatte, gewann vor allem nach dem Regierungsumzug an Profil: In ihrer Amtszeit mauserte sich Bonn zu einer internationalen Kongreßstadt und einem Wirtschaftsstandort, an dem Konzerne wie die Deutsche Telekom und die Post AG ihren Hauptsitz haben. Seit 2003 sitzt die mit Nordrhein-Westfalens SPD-Chef Jochen Dieckmann verheiratete Mutter von vier Kinder - zwei Söhne zählen zu Deutschlands besten Beach-Volleyballern - auch im SPD-Präsidium. Zur stellvertretenden Parteivorsitzenden wurde sie mit 79,9 Prozent gewählt.

Die saarländische Bundestagsabgeordnete Elke Ferner erzielte mit 83,3 Prozent das zweitbeste Ergebnis. Seit 2004 ist die Programmiererin Chefin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen. Bei der Bundestagswahl setzte sie sich im Wahlkreis Saarbrücken gegen den Linkspartei-Spitzenkandidaten und einstigen SPD-Chef Oskar Lafontaine durch.