Von Verstimmung keine Spur. Schon morgens hatte Vertriebenenpräsidenten Erika Steinbach erklärt, dass sie sich von Angela Merkel im Konflikt um die... Bilder von der Bundeskanzlerin.

Berlin. Von Verstimmung keine Spur. Schon morgens hatte Vertriebenenpräsidenten Erika Steinbach erklärt, dass sie sich von Angela Merkel im Konflikt um die Besetzung des Stiftungsrates für das Vertriebenenzentrum "die ganze Zeit" unterstützt gefühlt habe. Abends, beim Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen, in Berlin übertraf sich Steinbach dann noch einmal selbst. Mit dem Bergpredigt-Wort "An ihren Taten sollt ihr sie erkennen" leitete sie ihre Begrüßung der Bundeskanzlerin ein. "Ohne Ihr Wollen und ohne Ihre Solidarität", sagte Steinbach, "gäbe es die Stiftung 'Flucht, Vertreibung, Versöhnung' nicht!" Einige Unionspolitiker hatten der Kanzlerin ja vorgeworfen, sie habe ihre Parteifreundin Steinbach in dem wochenlangen Streit um die Nominierung nicht hinreichend unterstützt, und Steinbach hätte vor zwei Wochen nur deshalb nach den heftigen Angriffen aus Warschau und auch aus der SPD ihren Verzicht auf einen Sitz im Stiftungsrat erklärt. Dazu erklärte Steinbach gestern, da habe man wohl etwas falsch verstanden: "Wir behalten uns jederzeit vor, eine Wiederbenennung für den jetzt freien Stuhl vorzunehmen."

Auch die Kanzlerin fand in ihrer Rede deutliche Worte. Selbstverständlich, sagte sie, habe der Bund der Vertriebenen das Recht einen Vertreter für den Stiftungsrat zu benennen. Dass der Stuhl jetzt frei bleibe, sei eine Antwort auf die Umstände. Sie verstehe, so Merkel, dass der Verzicht dem Bund der Vertriebenen "Schmerzen" gemacht habe - gerade vor dem Hintergrund, dass die Stiftung als ein Projekt der Versöhnung gedacht sei. Merkel fügte hinzu, hier gehe es nicht nur um das Gedenken einer Gruppe, "sondern um das Gedenken eines ganzen Landes". Sie beendete ihre gefühlvolle Rede mit den Worten, Unrecht müsse als Unrecht benannt werden.