Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth hat CSU-Chef Horst Seehofer vorgeworfen, die deutsch-polnischen Beziehungen in verantwortungsloser Manier zu gefährden.

Hamburg. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth hat CSU-Chef Horst Seehofer vorgeworfen, die deutsch-polnischen Beziehungen in verantwortungsloser Manier zu gefährden. "Seehofer schreckt vor überhaupt nichts mehr zurück", sagte Roth dem "Hamburger Abendblatt". Roth reagierte damit auf Medienberichte, wonach Seehofer weiterhin einen Sitz im Stiftungsrat des geplanten Zentrums gegen Vertreibungen für die Vertriebenenpräsidentin Erika Steinbach fordert.

"Damit verabschiedet sich Seehofer endgültig von einer verantwortlichen Politik und zeigt, dass er nicht mehr in der Lage ist, über den engen CSU-Tellerrand hinauszublicken. Wenn das die europäischen Visionen der CSU sind, dann gute Nacht!", sagte Roth. "Bewusst nimmt er eine erhebliche Schädigung der deutsch-polnischen Beziehungen in Kauf, wenn er ausgerechnet mit einem Sitz für Erika Steinbach im Zentrum für Vertreibung Wahlkampf machen will. Das sensible und für Deutschland und Europa so wichtige deutsch-polnische Verhältnis juckt ihn offensichtlich in keiner Weise."

Der bayerische Ministerpräsident hatte laut "Süddeutscher Zeitung" bei der Klausur des CSU-Vorstands im Kloster Banz gesagt, er werde "dafür sorgen", dass diese Forderung ins gemeinsame Wahlprogramm von CDU und CSU für die Bundestagswahl aufgenommen werde. Am Freitag war Steinbach zu einem Kamingespräch mit der CSU zusammengekommen. Dabei habe Seehofer dieses Versprechen abgegeben, hieß es. Der Bund der Vertriebenen hatte auf seiner Bundesversammlung Mitte März nach Protesten aus Polen und dem Widerstand der SPD beschlossen, dass Steinbach vorläufig auf ihren Sitz im Stiftungsrat verzichtet.