Die Ereignisse dieses Wochenendes sind in mehrerer Hinsicht beispiellos, und die Schachzüge zentraler Akteure könnten einem Handbuch zur...

Die Ereignisse dieses Wochenendes sind in mehrerer Hinsicht beispiellos, und die Schachzüge zentraler Akteure könnten einem Handbuch zur Chaotisierung von Regierungsparteien entnommen sein. Ein Wirtschaftsminister, dem sein Amt fremd geblieben ist, wirft in der größten Wirtschaftskrise nach dem Krieg und wenige Monate vor der Bundestagswahl alles hin. Seinen Parteivorsitzenden, dem er in herzlicher Abneigung verbunden ist, überrascht er damit auf einer internationalen Konferenz. Der Parteichef, der sich bereits halb öffentlich nach einem Ersatz für den Minister umgesehen hat, lehnt das Rücktrittsgesuch ab. Und verständigt sich tags darauf mit der Bundeskanzlerin doch auf eine Ablösung.

Wahrscheinlich finden sie sogar einen Glos-Nachfolger, der imstande ist, marktwirtschaftliche Grundsätze mit größerer Überzeugungskraft zu vertreten, etwa den bisherigen CSU-Generalsekretär zu Guttenberg. Gleichwohl haben die Manöver des Wochenendes fast nur Verlierer hervorgebracht. Der Schaden reicht weit über die Union hinaus.

In Zeiten grassierender Demokratieverdrossenheit, die sich angesichts der Wirtschaftskrise verstärken dürfte, sollten Politiker mit größtmöglicher Ernsthaftigkeit und Verlässlichkeit agieren. Sie dürfen Populisten und Extremisten, die mit Demokratieverachtung auf Stimmenfang gehen, keine Argumente liefern. Von Regierungsmitgliedern ist jedenfalls zu erwarten, dass sie Verantwortung für das Gemeinwesen nicht nur als "Ministerpflichten" zu buchstabieren wissen.