Meine Zeit in der “bubble“ ist zu Ende. New York ist der “big apple“, Tel Aviv ist in Israel die “bubble“. Das Leben hier ist leicht. Immer noch leicht, auch wenn sich im Rest des Landes die Sonne verdunkelt.

In Tel Aviv scheint sie den ganzen Tag zu scheinen. Wenn im Fernsehen nicht die Bilder aus dem Gazastreifen laufen würden, Bilder in den Zeitungen belegen würden, dass Hunderte Palästinenser schon gestorben sind, dass wiederum militante Palästinenser-Gruppen israelische Orte mit Raketen beschießen, man würde es hier nicht wahrnehmen. Auch wenn inzwischen der Krieg nur eine Stunde südlich von Tel Aviv wütet.

Gerade dieser Zwiespalt macht mich froh, jetzt nach hause zu fahren. Es wäre natürlich nicht besser, in einem der Orte wie Sderot, Ashkelon oder Ashderot zu leben, oder etwa im Gazastreifen. Aber dieses irreale Gefühl, dass der Krieg hier irgendwo in der Nähe ist, aber die Stimmung unter den Menschen nicht unbedingt schlechter, ist für mich nur schwer zu ertragen. Dabei ist es keine Hartherzigkeit, es ist nur die Gewohnheit, der schon seit 60 Jahren dauernde Kampf der Israelis um die Anerkennung ihres Staates, die die Menschen hier so scheinbar professionell mit der Gefahr und Gewalt umgehen lässt. Zu viele Anschläge, zu viel Streit, zu wenig Frieden, zu viel Krieg, macht irgendwann taub. Zu viele Söhne sind im Kriegseinsatz, zu viele Menschen schon gestorben, als das man die Lage noch rational betrachten könnte. Oder Verständnis für die andere Seite aufbringen könnte.

Spricht man mit Palästinensern und Israelis enden die Gespräche über den Konflikt häufig ähnlich: Mit Schuldzuweisungen. Die haben das gemacht und die haben das gemacht. Es geht immer darum, wer den ersten Stein geschmissen hat. Diese Hin und Her dauert jetzt schon Jahrzehnte. Wo bleibt die Lösung? Jetzt ist wieder Krieg. Und die Menschen hier bezeichnen die Situation als "normal". Für mich reicht es erst einmal. Ich habe keine Lust mehr auf diese Normalität.