Polizei soll US-Journalistin sexuell gedemütigt haben. Gewalt auch gegen den Nackt-Protest einer Bloggerin. Und es gibt Kritik am Militärrat.

Kairo/Washington. Die ägyptisch-amerikanische Journalistin Mona al-Tahawy ist nach eigenen Angaben während der Proteste in Kairo von der Polizei geschlagen, festgenommen und sexuell misshandelt worden. Die bekannte Publizistin berichtete nach ihrer Freilassung über den Kurzmitteilungsdienst Twitter und in Interviews mit verschiedenen TV-Sendern von ihren Erlebnissen im Gebäude des Innenministeriums. Ihren Angaben zufolge wurde sie von Angehörigen der Ordnungspolizei festgenommen, als sie Mittwochnacht Straßenschlachten zwischen der Polizei und Demonstranten in der Nähe des Tahrir-Platzes fotografierte.

Anschließend habe man ihr die Augen verbunden und sie begrapscht. „Ich konnte irgendwann nicht mehr mitzählen, wie viele Hände versuchten, in meine Hose zu gelangen“, schrieb al-Tahawi. Während dieser Tortur habe sie sich damit getröstet, dass sie hinterher einen Artikel schreiben würde, über das, was ihr geschah. Eine Röntgenaufnahme zeige, dass ihr linker Arm und ihre rechte Hand als Folge der Schläge gebrochen seien, schrieb sie weiter. Auf Bildern waren sie mit verbundenen Armen zu sehen. „Gott weiß, was passiert wäre, wenn ich keine doppelte Staatsbürgerschaft gehabt hätte.“ Ein Angehöriger der Militärpolizei habe sich später, nachdem er ihre Identität festgestellt habe, für das Verhalten der Polizei entschuldigt.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Frau während der Demonstrationen gegen das Militär Opfer sexueller Übergriffe von Polizeibeamten wird. Journalistinnen berichteten in den vergangenen Tagen zudem von sexueller Belästigung durch Zivilisten auf dem Tahrir-Platz.

Arabische Nachrichtenwebsites veröffentlichten am Freitag ein Video, auf dem zu sehen ist, wie eine junge Frau in Jeans und Sweatshirt von jungen Männern auf dem Tahrir-Platz betatscht und geschlagen wird. Ein etwas älterer Mann mit Bart bringt sie schließlich in Sicherheit. Angeblich soll es sich bei der Frau um die von vielen Ägyptern angefeindete Studentin Alia al-Mahdi handeln. Dies ließ sich jedoch nicht überprüfen.

Die 20 Jahre alte Ägypterin, die sich selbst als „Revolutionärin“ bezeichnet, hatte Mitte dieses Monats den Zorn vieler Jungrevolutionäre auf sich gezogen, nachdem sie in ihrem Blog Fotos veröffentlicht hatte, auf denen sie nackt zu sehen ist. Die Studentin bezeichnete die Veröffentlichung der Bilder als Kunstaktion. Die Bewegungen der Revolutionsjugend erklärten unisono, al-Mahdi gehöre nicht zu ihnen.

Der Militärrat hat unterdessen Kamal Gansuri mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. Gansuri, der bereits von 1996 bis 1999 Ministerpräsident war, habe seine Ernennung angenommen, berichteten staatliche Medien. General Mochtar al-Mullah vom herrschenden Militärrat hatte die Hoffnung geäußert, noch vor Beginn der ab Montag geplanten Parlamentswahl eine neue Regierung präsentieren zu können. Das Kabinett von Ministerpräsident Essam Scharaf war Anfang der Woche zurückgetreten.

Ungeachtet der Nachricht über die Ernennung von Gansuri wollen die Demonstranten den Druck auf den Militärrat weiter erhöhen. Gansuri, der auf die 80 zugeht, sei zu alt für diese Aufgabe, hieß es vielfach. Ägypten brauche in dieser Übergangsphase junge Führungskräfte und keine Großväter, sagte ein Student. „Die Ernennung von Gansuri ist nicht gut für die Revolution. Wir müssen auf dem Tahrir bleiben“, sagte ein 44-jähriger Reiseleiter.

Die Vereinigten Staaten haben einen raschen Übergang zur Demokratie in Ägypten gefordert. Die USA stünden weiterhin an der Seite des ägyptischen Volkes, während es eine Demokratie aufbaue, die der großartigen Geschichte des Landes würdig sei, erklärte das Weiße Haus in einer Stellungnahme. Die neue ägyptische Regierung müsse umgehend echte Befugnisse erhalten, hieß es weiter. Die vollständige Übergabe der Macht an eine zivile Regierung müsse so schnell wie möglich erfolgen. Die regierenden Streitkräfte haben Forderungen der Demonstranten in Kairo nach einem umgehenden Rücktritt zurückgewiesen. (dpa/dapd/rtr)