Terroristen suchten gezielt nach Briten und Amerikanern. Der deutsche Medienunternehmer Ralph Burkel versuchte sich aus dem Hotel zu retten und stürtze in den Tod.

Bombay. Die Geiselnahme im Luxushotel Taj Mahal in Bombay ist nach mehr als 24 Stunden gewaltsam zu Ende gegangen. Die letzten drei Extremisten in dem Gebäude seien erschossen worden, teilte ein Behördensprecher mit. Bei den Überfällen von Terroristen auf zehn verschiedene Gebäude der indischen Metropole nach indischen Medienangaben 125 Menschen ums Leben, darunter auch ein deutscher Geschäftsmann. 327 Menschen wurden verletzt.

Schwarz gekleidete Kommandotruppen stürmten am Donnerstag das Taj Mahal. In dem Fünf-Sterne-Hotel konnten sich einige Geiseln selbst befreien, andere wurden von der Polizei gerettet. Allerdings wurden auch mehrere Leichen aus dem Gebäude getragen. Aus den oberen Stockwerken schlugen am Donnerstag erneut Flammen, nachdem das Gebäude bereits am Mittwochabend in Brand geraten war.

Das 1903 erbaute Taj Mahal gilt als eines der Wahrzeichen von Bombay. Die Angreifer, gekleidet in schwarze Hemden und Jeans, stürmten das Hotel am Mittwoch gegen 21.45 Uhr Ortszeit (17.15 Uhr MEZ) und begannen wahllos auf Gäste und Angestellte zu schießen.

Augenzeugen zufolge suchten die Angreifer gezielt Briten und Amerikaner. Im Taj Mahal hätten sie gerufen: "Wer hat amerikanische oder britische Pässe?" sagte der Brite Ashok Patel. Dort wohnte auch eine europäische Parlamentariergruppe, die sich retten konnte. Bei dem toten Deutschen handelt es um den Münchner Medienunternehmer Ralph Burkel, wie sein Geschäftspartner Ralph Piller mitteilte. Er habe versucht, sich aus dem Taj Mahal zu retten und sei dabei zu Tode gestürzt.

In einem zweiten Luxushotel, dem Oberoi, war die Lage am Donnerstagabend noch unklar. Nach Einbruch der Dämmerung führten Soldaten mehrere Dutzend Gefangene aus dem Gebäude ins Freie. Ein polnischer Hotelgast sagte, er habe in dem Hotel viele Tote gesehen.

Ein weiteres Angriffsziel war die Zentrale der jüdisch-orthodoxen Organisation Chabad Lubavitch. Zum Zeitpunkt des Überfalls hielten sich nach Angaben der Organisation acht Israelis in dem Haus auf, unter ihnen der Rabbiner Gavriel Noach Holtzberg mit seiner Frau. Alle wurden als Geiseln genommen und nach Angaben der Behörden bis zum Abend befreit.

Eine bislang unbekannte Gruppe namens Deccan Mujahideen bekannte sich in E-Mails an indische Medien zu der Anschlagsserie. Aus britischen Geheimdienstkreisen verlautete, die Art der Anschläge erinnere an die Al Kaida. Allerdings seien die Angriffe wohl kaum von der Führung des Terrornetzwerks in Auftrag gegeben worden.

Bombay, das in Indien offiziell Mumbai heißt, ist wiederholt Schauplatz von Terrorakten gewesen, für die meist islamische Extremisten verantwortlich gemacht wurden. Bei einer Serie von Bombenexplosionen im Juli 2006 kamen 187 Menschen ums Leben. Seit Mai hat sich eine Gruppe namens Indian Mujahideen zu mehreren Anschlägen bekannt, bei denen mehr als 130 Menschen getötet wurden.

Die Anschlagswelle wurde weltweit scharf verurteilt. Bundeskanzlerin Angela Merkel bot der indischen Regierung Hilfe bei der Bewältigung der Anschläge an. US-Präsident George W. Bush sprach nach Angaben des Weißen Hauses dem indischen Ministerpräsidenten Manmohan Singh sein Beileid aus. Der russische Präsident Dmitri Medwedew erklärte, die Terroristen hätten der gesamten Menschheit geschadet. Papst Benedikt XVI. sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus und forderte ein Ende aller terroristischen Anschläge.

Als Konsequenz aus den Anschlägen strich die Lufthansa am Donnerstag ihre beiden Verbindungen nach Bombay. Wie das Unternehmen mitteilte, wurden die Flüge von Frankfurt und München annulliert.