Massaker, Vergewaltigungen und Vertreibungen: Kongo ist das schwarze Herz Afrikas. Hunderttausende Flüchtlinge sind im Osten des Landes von der Versorgung durch die Vereinten Nationen abgeschnitten. Blutige Massenhinrichtungen des Rebellengenerals Laurent Nkunda sorgen International für Empörung. Jetzt soll ein Krisengipfel in Kenia die Lösung bringen.

Vor den Toren der ostkongolesischen Stadt Goma regieren Chaos und Gewalt. Immer wieder kommt es zu Kämpfen zwischen Rebellen, Regierungssoldaten und Milizen. In der seit Tagen aufgrund von Bodenschätzen umkämpften Provinzhauptstadt Kiwanja sollen die Rebellen bis zu 60 junge Männer massakriert haben. Der britische Rundfunksender BBC berichtete am Freitagmorgen, die Rebellen hätten die Stadt zurückerobert, die die regierungstreuen Mai-Mai-Milizen erst am Vortag unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen haben Dutzende Leichen junger Männer. Als mutmaßliche Mai-Mai-Kämpfer seien sie getötet worden, hieß es.

Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Joseph Kabila, hat den UN-Friedenstruppen Versagen beim Schutz der Zivilbevölkerung im Osten seines Landes vorgeworden. "Menschen werden abgeschlachtet und die MONUC (UN-Mission im Kongo) tat nichts", sagte ein Sprecher Kabilas im kenianischen Nairobi bei einem internationalen Krisengipfel zur Lage in der kongolesischen Provinz Nord-Kivu. Er beschuldigte zudem erneut den Nachbarstaat Ruanda der Einmischung in den Konflikt zwischen Rebellen und Regierungstruppen.

Unterdessen richten sich die Hoffnungen vieler Menschen dennoch auf den heutigen Krisengipfel in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Im Beisein von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon werden die Präsidenten des Kongo, Joseph Kabila, und Ruandas, Paul Kagame, zusammentreffen.

Hintergrund: Die Streitkräfte Kagames (ein Tutsi) greifen dem Rebellen-General Nkunda (ebenfalls ein Tutsi) unter die Arme. Dieser rechtfertigt seine Angriffe als legitime Verteidigung gegenüber bewaffneten Hutu-Milizen, die ihrerseits von der kongolesischen Armee unterstützt würden. In Wahrheit handelt es sich um einen brutalen Kampf um Macht, Einfluss und die reichen Bodenschätze der Region. So befinden sich im Kongo die größten Coltan-Vorkommen weltweit - ein Metall das vor allem zur Handyherstellung unerlässlich ist. In den letzten zehn Jahren starben über eine Million Menschen im größten Konflikt Afrikas.

Derweil ist der im Kongo verschleppte Afrika-Korrespondent der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", nach drei Tagen in der Gewalt von Milizen, wieder freigekommen. Thomas Scheen und seine beiden kongolesischen Mitarbeiter seien seit Freitagmorgen in der Obhut der UN-Friedenstruppen in dem südostafrikanischen Land, teilte die "FAZ" mit. Den Angaben von Herausgeber Berthold Kohler zufolge ging es Scheen und seinen Mitarbeitern "den Umständen entsprechend gut". Laut der "FAZ" war der Journalist in der Gewalt von Mai-Mai-Milizen.