Thomas Scheen, Afrika-Korrespondent der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) und belgischer Staatsangehöriger, ist im Osten der Demokratischen...

Brüssel/Frankfurt. Thomas Scheen, Afrika-Korrespondent der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) und belgischer Staatsangehöriger, ist im Osten der Demokratischen Republik Kongo von bewaffneten Milizionären gefangen genommen worden. Der 43 Jahre alte Journalist sei am Dienstag während der Berichterstattung aus dem Krisengebiet im Ost-Kongo "zwischen die Fronten geraten" und gefangen genommen worden, heißt es in einer Mitteilung der FAZ von gestern.

Die Situation für Journalisten in der Demokratischen Republik Kongo ist sehr kritisch. Auf der aktuellen "Rangliste der Pressefreiheit 2008" von Reporter ohne Grenzen (ROG) besetzt das Land mit Platz 148 (von 173) einen der untersten Ränge. Auch wenn längerfristige Entführungen von Korrespondenten in den vergangenen Jahren nicht vorgekommen sind, stundenweise Festnahmen gab es schon häufiger.

Laut Reporter ohne Grenzen müssen einheimische Journalisten mit starken Repressionen rechnen, wenn sie unabhängig berichten möchten. Darüber hinaus unterstehen die Medien einer starken Kontrolle durch die Behörden. Allein im vergangenen Jahr seien rund zehn Journalisten inhaftiert, mehr als 50 festgenommen und von Sicherheitsbehörden befragt worden.

Scheen befinde sich in der Hand von Angehörigen der sogenannten Mai-Mai-Milizen. Der Sprecher des belgischen Außenministeriums, François Delhaye, sagte in Brüssel, diese Milizen wollten den Journalisten nur freigeben, wenn der Rebellengeneral Laurent Nkunda seine Truppen zurückziehe. Zu Berichten über Lösegeldforderungen sagte er lediglich: "Es gibt offensichtlich politische Forderungen und andere Forderungen."

Scheen befinde sich in der Nähe des Ortes Rutshuru nördlich der Stadt Goma. Dort sei er Zeuge schwerer Kämpfe geworden. "Wir wissen mehr oder weniger, wo er sich befindet," so Delhaye. Über den Zustand des Journalisten gebe es jedoch keine verlässlichen Informationen. Das belgische Außenministerium befinde sich im Kontakt "mit allen, die zur Freilassung Scheens etwas beitragen könnten". Dies seien unter anderem der Arbeitgeber Scheens und auch die Uno-Friedenstruppe Monuc, die in der Nähe Rutshurus stationiert sei.

Scheen ist nach Angaben der FAZ seit November 2000 Afrika-Korrespondent des Blattes, seit 2005 mit Sitz in Johannesburg (Südafrika). Er gehört der Redaktion seit Januar 2000 an. Zuvor hatte er Reisen durch Afrika unternommen, mehrere Jahre als Fernfahrer gearbeitet, sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht und Germanistik studiert.