Kommentar

Als der Ölpreis kürzlich die 100-Dollar-Marke durchbrach, überschlugen sich die Kommentatoren weltweit. Öl wird immer teurer, das ist wahr. Aber tatsächlich hatte sich ein kleiner Ölmakler, ein Ein-Mann-Betrieb, nur einen Spaß gemacht. Er wollte historisch der Erste sein, der ein Fass Öl für 100 Dollar kauft. Der Spaß war ihm 600 Dollar wert, mit so viel Verlust verkaufte er unmittelbar danach sein schwarzes Gold. Geschehen war nicht wirklich was, aber weltweit reagierten die Börsen, und die Untergangstheoretiker hatten einen weiteren Baustein für ihre Thesen.

Als im US-Staat Iowa der Kandidat Obama gewann anstatt Hillary, ging das Spiel von vorne los. Der erste schwarze Präsident? Triumph der Jugend! Der Unerfahrene gegen die eiskalte Profi-Politikerin. Politische Analysten sprachen gleich von einer Zeitenwende.

Was lehrt uns das?

Meinungsforscher irren häufiger, als wir denken. Und die politische Klasse sollte ihnen nicht so leicht auf den Leim gehen.

Und noch eins: Der Wähler lässt sich weder von Demoskopen noch von politischen Analysten vorschreiben, wo er sein Kreuz zu machen hat. Er ist klüger und unabhängiger als die selbst ernannten Experten.

Amerika, du hast es besser. Die Kandidaten müssen durch einen erbarmungslosen Bewerbungsmarathon. Sie müssen sich in jedem Bundesstaat neu vorstellen, neu erklären, bis am Ende der Kandidat oder die Kandidatin der jeweiligen Partei feststeht. Bis zum letzten Augenblick hat der Wähler das Wort.

Das Beispiel von Iowa und jetzt New Hampshire, wo Hillary plötzlich wieder oben auf ist, ist ermutigend. Es beweist, dass nichts spannender ist als Demokratie - solange der Wahlbürger wirklich was entscheiden kann.