Moskau. Als eine besondere Geste der Versöhnung sind deutsche und russische Veteranen des Zweiten Weltkriegs in Moskau zusammengetroffen. An der Begegnung am Rande der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Kriegsendes nahmen auch Bundeskanzler Gerhard Schröder und Rußlands Präsident Wladimir Putin teil. Es war das erste Mal, daß ein russischer Präsident Wehrmachts-Veteranen empfing.

Ebenfalls ein Novum war, daß die deutsche Gruppe auf der Ehrentribüne an der traditionellen Militärparade teilnahm.

Putin sprach vor den Veteranen von einem "Treffen mit hoher Symbolkraft". "Es zeigt, wie stark sich die Welt verändert hat und wie weit der Prozeß der Einigung Europas vorangeschritten ist", hob der Präsident hervor. Eine Einladung wie diese sei früher kaum vorstellbar gewesen. Nun solle das Versöhnungstreffen "ein Beispiel für kommende Generationen sein". Es gehe jetzt darum, sich "gemeinsam Gedanken zu machen, wie die Zukunft aufgebaut werden kann".

Bei dem Gespräch anwesend waren auch deutsche Jugendliche, die sich in gemeinsamen Jugendlagern mit gleichaltrigen Russen für die Pflege von Kriegsgräbern engagieren.

"Es ist fast ein Wunder, daß man 60 Jahre nach Kriegsende hier zusammensitzen kann, um sich über eine Perspektive für unsere Länder und für Europa zu unterhalten", sagte Schröder.

Die Vergangenheit dürfe jedoch nicht verdrängt werden: "Wer eine bessere Zukunft will, muß sich erinnern wollen." Der Kanzler verwies auf persönliche Erfahrungen wie den Kriegstod seines Vaters und die Leiden der Mutter Putins im von Deutschen blockierten Leningrad. "Auch deshalb wissen wir um die gemeinsame Verantwortung, daß sich das nicht wiederholen darf."

Ein russischer Veteran verwies auf die ideologische Enge, die lange auf beiden Seiten geherrscht habe: "Wir haben aufeinander nur durch das Hakenkreuzvisier geschaut." Der 83jährige Günther Stiemke, einst Leutnant in der achten Panzerdivision der Wehrmacht, wertete die Begegnung im Moskauer Hotel "Präsident" als "Sensation".

Schröder besuchte nach dem offiziellen Programm noch den deutschen Soldatenfriedhof Ljublino. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Doris Schröder-Köpf legte der Bundeskanzler einen Kranz am zentralen Gedenkstein und Blumen am Grab des jüngsten Soldaten, Siegfried Pfaifer, nieder. Er war 1947 im Alter von 18 Jahren gestorben.

Auf dem Friedhof im Südosten Moskaus sind 596 Soldaten aus elf Ländern beigesetzt, darunter 486 Deutsche.