Das Jubiläumstreffen der Staats- und Regierungschefs der Nato-Mitgliedstaaten ist das erste, das in zwei Ländern und an drei Orten stattfindet: in...

Baden-Baden/Straßburg. Das Jubiläumstreffen der Staats- und Regierungschefs der Nato-Mitgliedstaaten ist das erste, das in zwei Ländern und an drei Orten stattfindet: in Baden-Baden, Kehl und Straßburg.

Die weltberühmte Kurstadt Baden-Baden, wo schon die alten Römer im ersten Jahrhundert nach Christus badeten, rückt heute in den Mittelpunkt des Interesses. Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft sich dort mit US-Präsident Barack Obama, bevor alle Delegationen im eleganten Kurhaus zu Abend essen und dem Konzert der Violinistin Anne-Sophie Mutter lauschen.

Das Sicherheitskonzept in Baden-Baden sieht die Einrichtung von fünf Sicherheitszonen vor. Im inneren Bereich sind nur Gipfelteilnehmer, Polizisten und andere Personen mit Genehmigung erlaubt. Im äußersten Bereich darf sich jeder aufhalten, muss aber mit Kontrollen rechnen. Für Demonstranten gibt es strenge Auflagen: keine Masken und keine Schminke. Die Stadt und ihre 55 000 Einwohner richten sich heute auf eine Art Ausnahmezustand ein: Dann sind viele Straßen gesperrt, alle Schulen bleiben geschlossen, Angestellte dürfen in der Mittagspause die Büros rund um das Tagungszentrum nicht verlassen.

Das badische Kehl sieht sich als "weltoffene Kleinstadt in der Mitte Europas". Der Ort ist nur durch den Rhein von Straßburg getrennt. Auf der den Fluss querenden, 2004 erbauten Fußgängerbrücke Passerelle wird das große Familienfoto des Gipfels gemacht. Die Kanzlerin wird am Sonnabend gegen 8.30 Uhr mit den Nato-Kollegen zur Mitte der Rheinbrücke gehen und dort von Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy in Empfang genommen.

Das Rheinufer in der Stadt ist bereits abgesperrt. Aus Angst vor Terroranschlägen wurden Gullydeckel zugeschweißt.

Straßburg ist der eigentliche Veranstaltungsort der Konferenz. Die elsässische Metropole gilt als Symbol der deutsch-französischen Freundschaft. Seit 1870 wurde Straßburg viermal zwischen den streitenden Nachbarn hin- und hergerissen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Straßburg wieder an Frankreich zurück.

Die Diplomaten und Militärs tagen am Sonnabendvormittag im modernen Kongresszentrum der Stadt, in der etwa 275 000 Menschen leben. Auch die Demonstranten wollen sich auf die Großstadt im Elsass konzentrieren. Bis zu 40 000 Menschen werden bei Protestmärschen und Veranstaltungen erwartet.

Bis zu 20 000 Polizisten und Sicherheitskräfte werden auf beiden Seiten des Rheins den Gipfel bewachen. Der Fluss wird wie die Autobahn A 5 teilweise und zeitweise für den Verkehr gesperrt. Mehrere Awacs-Flugzeuge werden den Luftraum kontrollieren, auf französischen Militärstützpunkten stehen Hubschrauber und Kampfjets bereit. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) rechnet mit Kosten von mehr als 50 Millionen Euro.

Am Sonntag verlagert sich das Geschehen nach Prag. Dort hält Präsident Obama eine Rede zum amerikanisch-europäischen Verhältnis und trifft sich beim EU-USA-Gipfel mit den Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten. Dann leben die Bewohner der tschechischen Hauptstadt im sicherheitstechnischen Ausnahmezustand.