Strenge Sicherheitsbestimmungen und frenetischer Jubel: So hat Straßburg das US-Präsidentenpaar Barak und Michelle Obama zum Auftakt des Nato-Jubiläumsgipfels begrüßt.

Straßburg. Gedämpfte Stille liegt über der Stadt. Ab und zu sind die Rotoren eines Hubschraubers am Himmel zu hören, aber die alltäglichen Verkehrsgeräusche einer Großstadt fehlen an diesem Vormittag in Straßburg. Es ist der erste Tag des Nato-Gipfels zum 60. Jubiläum des Militärbündnisses.

Die scharfen Sicherheitsbeschränkungen für das Nato-Treffen haben die Straßen weitgehend leer gefegt. Überall sind Straßen gesperrt, Busse und Straßenbahnen verkehren nicht oder mit geänderter Linienführung. So wenig Autos wie sonst nur in den Sommerferien fahren durch die elsässische Metropole. Viele Bewohner sind bis zum Ende des "Belagerungszustandes" am Sonnabend Abend in ein vorgezogenes Wochenende gefahren.

Die meisten Geschäfte haben mit Hinweis auf den Gipfel geschlossen. Lediglich ein paar Cafes, Kioske und kleine Lebensmittelläden warten auf Kunden. Auf dem Place Kleber haben die Polizisten in ihren Mannschaftswagen an diesem kühlen Morgen keine Augen für die Wasserspiele.

Unverdrossen fährt eine Kehrmaschine über den Place Gutenberg, wo sich Feuerwehr- und Ambulanzfahrzeuge versammelt haben. Auf unbelebten Straßen gibt es wenig Schmutz. Neben den zugeschweißten Papierkörben stehen durchsichtige Müllsäcke. Auch sie sind nur spärlich gefüllt.

Wer zum Straßburger Münster vordringen will, muss sich mehrfach ausweisen und im Zickzack durch die gesperrten Straßen sein Ziel ansteuern. Die meisten Köche und Kellner in den Restaurants rund um das Wahrzeichen der Stadt werden an diesem Tag vergeblich auf Gäste warten. Der Andenkenladen Bollinger hat trotzdem alle Ständer mit Postkarten, Fahnen, Taschen und Tüchern aufgestellt.

Auf dem Place du Chateau zwischen Münster und Chateau des Rohan ist mit einem Mal Betrieb. 600 ausgewählte Mitglieder von Nicolas Sarkozys Partei UMP warten hinter Absperrgittern auf ihren Staatspräsidenten und seinen US-Kollegen Barack Obama, politisch korrekt ausgestattet mit Fähnchen beider Länder. Um 11.05 Uhr kommt Sarkozys Konvoi. Der Präsident und seine Frau Carla Bruni steigen aus einem blauen Renault VelSatis und winken den Wartenden zu. Es gibt freundlichen Beifall.

Überraschend viele Autos aus dem Konvoi haben übrigens Hamburger Kennzeichen. "Wir mussten bei einem großen Autoverleiher in Deutschland Vans und Kleinbusse mieten, weil wir nicht genügend für die Delegationen hatten", sagt einer aus dem französischen Organisationsteam. "Deshalb sind auch Hamburger Wagen dabei."

Frenetisch wird es 40 Minuten später. Barack und Michelle Obama fahren in einem dunklen Cadillac vor, die Menschen kreischen, klatschen und skandieren den Namen des US-Präsidenten, als dieser einige der Wartenden mit Handschlag begrüßt. Das Ehepaar Sarkozy nimmt die US-Gäste am roten Teppich in Empfang, im Innenhof erklingen die Nationalhymnen, dann verschwinden die Vier samt ihren Delegationen zu getrennten Gesprächen im Chateau des Rohan. Um kurz vor zwölf Uhr legt sich wieder gedämpfte Stille über die Stadt.