Nach seinen umstrittenen Äußerungen zu Kondomen hat Papst Benedikt XVI. auf seiner Afrika-Reise mit dem Thema Abtreibungen ein weiteres heißes Eisen... Bilder vom Papst in Afrika. Bilder von Papst Benedikt XVI.

Luanda. Nach seinen umstrittenen Äußerungen zu Kondomen hat Papst Benedikt XVI. auf seiner Afrika-Reise mit dem Thema Abtreibungen ein weiteres heißes Eisen angefasst. Nach seiner Ankunft in Angola bekräftigte der Papst am Freitag das kirchliche Abtreibungsverbot selbst in Fällen, in denen das Leben der Schwangeren in Gefahr ist. "Welch bittere Ironie derjenigen, die Abtreibungen als Form der Gesundheitsfürsorge für die Mütter fördern", kritisierte der Papst in einer im Fernsehen übertragenen Rede im Präsidentenpalast der Hauptstadt Luanda: "Wie beunruhigend der Anspruch, dass die Beendigung von Leben eine Angelegenheit der reproduktiven Gesundheit ist." Damit wandte sich der Papst ausdrücklich gegen das Maputo-Protokoll, das die Charta der Afrikanischen Union ergänzt. Darin werden Regierungen aufgefordert, Frauen das Recht auf Abtreibung zu garantieren, wenn die Schwangerschaft durch Vergewaltigung oder Inzest zustande kam oder das Leben der Frau bedroht.

Schon auf dem Weg zu seinem ersten Reiseziel Kamerun hatte Benedikt weltweit Kritik mit Äußerungen ausgelöst, denen zufolge Kondome das Aids-Problem eher verschlimmern. Die Internationale Aids-Gesellschaft (IAS) nannte diese Haltung "empörend". Die Äußerungen des Papstes widersprächen wissenschaftlichen Erkenntnissen, erklärte IAS-Chef Craig McClure.

Der Kampf gegen die Armut in Angola und ganz Afrika war ein weiterer thematischer Schwerpunkt Benedikts zum Auftakt seines Angola-Besuchs. Schon bei seiner Ankunft am Flughafen Luanda forderte er seine Zuhörer auf: "Kapituliert nicht vor dem Recht des Stärkeren."

Auch in Angola gebe es viele Arme, deren Rechte respektiert werden müssten. "Man darf die Masse der Angolaner nicht vergessen, die unter der absoluten Armutsgrenze leben", so der Papst wörtlich: "Enttäuscht ihre Erwartungen nicht!" Derzeit leben rund zwei Drittel der Angolaner von weniger als zwei Dollar am Tag.

Die angolanische Führung rief der Papst zum entschlosseneren Kampf gegen Armut und Korruption auf. "Mit Integrität, Großmut und Mitgefühl können Sie diesen Kontinent verwandeln", sagte der Papst später bei seiner Rede im Präsidentenpalast an die Adresse von Präsident Eduardo dos Santos und seiner Kollegen in anderen afrikanischen Staaten. Dazu müssten die Menschenrechte respektiert und gefördert werden, die Regierungen transparent und die Justizsysteme unabhängig arbeiten. Ebenso seien Pressefreiheit, integre Verwaltungen und ein funktionierendes Bildungs- und Gesundheitssystem nötig.

In Angola fehlt es an zahlreichen dieser Voraussetzungen: Die Organisation Transparency International listet den südwestafrikanischen Staat als einen der korruptesten weltweit. Mehr als ein Vierteljahrhundert lang - von 1975 bis 2002 - wütete ein Bürgerkrieg im Land. Angola ist die zweite und letzte Station der Afrika-Reise von Benedikt XVI., die am Montag endet.