Beratungen zwischen russischem Gazprom-Chef Miller und dem ukrainischen Naftogaz-Vorstand Dubina: Ukraine fordert höhere Tarife für Durchleitung von Erdagas. Der schwelende Streit muss schnell gelöst werden - viele europäische Länder leiden unter dem Stopp der russischen Gaslieferungen.

Moskau/Kiew. Erstmals seit dem Stopp der Gaslieferungen an die Ukraine haben sich die Chefs des russischen Energiekonzerns Gazprom und des ukrainischen Versorgers Naftogaz zu Gesprächen getroffen.

Die Ukraine hat höhere Gebühren für die Durchleitung russischen Erdgases in die Europäische Union gefordert. Die derzeitigen Entgelte reichten für ein ordnungsgemäßes Funktionieren des ukrainischen Leitungsbetreibers Naftogas nicht aus, sagte der ukrainische Energie-Beauftragte Bogdan Sokolowski am Donnerstag im Europäischen Parlament in Brüssel. "Wir wollen, dass auch die Transittarife auf ein angemessenes Niveau angehoben werden." Er betonte, die Ukraine habe 2008 alle ihre Schulden gegenüber Russland getilgt.

Gazprom-Chef Alexei Miller und Naftogaz-Chef Oleg Dubina hätten in der Nacht zu Donnerstag in Moskau über Wege aus dem Gasstreit beraten, sagte ein Sprecher des russischen Energieriesen nach Angaben mehrerer russischer Nachrichtenagenturen. Details sind noch nicht bekannt.

Russland liefert aufgrund eines Schulden- und Preisstreits mit der Ukraine seit der Nacht zum Mittwoch kein Gas mehr an das Nachbarland. Laut russischer Darstellung hat die Ukraine die vier Transitleitungen gekappt, was eine Versorgung Westeuropas unmöglich mache.

Der Totalausfall führte in weiten Teilen Europas zu chaotischen Verhältnissen, da 80 Prozent des russischen Gases für europäische Kunden durch die Ukraine fließen. Mitten in der bislang härtesten Kältewelle des Winters fielen auf dem Balkan bei Zehntausenden von Menschen die Heizungen aus. In Bulgarien schlossen Schulen und Kindergärten, Kroatien rief den Notstand aus.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso warf Russland und der Ukraine vor, die europäischen Erdgas-Kunden "als Geisel" zu nehmen - dies sei inakzeptabel.

Drastische Maßnahmen

Die bulgarische Regierung hat nach dem Ausfall der russischen Gaslieferungen drastische Sparmaßnahmen angeordnet. Demnach sollen aus den nationalen Gas-Reserven nur noch die Industriebetriebe beliefert werden, die ihre Produktion nicht komplett einstellen können. Für alle anderen gilt ein Gas-Stopp.

Die Heizkraftwerke hatten zuvor bereits mit der Umstellung auf Öl begonnen. Mit dem Sparprogramm soll der normale Gasverbrauch von zwölf Millionen Kubikmetern pro Tag auf höchstens sieben Millionen Kubikmetern Gas schrumpfen, sagte Energieminister Petar Dimitrow im Rundfunk.

Miller und Dubina wollen an diesem Donnerstag in Brüssel mit EU- Energiekommissar Andris Piebalgs und dem amtierenden EU- Ratsvorsitzenden, dem tschechischen Energieminister Martin Riman, zusammenkommen. Bei den Gesprächen in Brüssel soll es unter anderem auch um ein mögliches Mandat für internationale Kontrolleure gehen. Demnach sollten die Einsatzkräfte an den Grenzübergängen der Ukraine die Menge transportierten russischen Gases prüfen.