Reserven wie in Hamburg-Reitbrook schützen die Republik vor Lieferengpässen.

Hamburg. Wenn es kalt ist, drehen wir die Heizung auf. Und in aller Regel wird es dann auch warm. Wenn aber Russland, wie gerade zum zweiten mal binnen drei Jahren, den Gashahn zudreht, wird plötzlich deutlich, wie abhängig wir von den Energiequellen anderer sind. Dass Deutschland trotzdem gelassen bleiben kann, liegt auch und vor allem an einem gut ausgebauten Netz unterirdischer Gasspeicher.

Was die wenigsten wissen und kaum jemand je gesehen hat: Unter deutschem Boden erstrecken sich 46 riesige Lagerstätten mit einem Fassungsvermögen von 20 Milliarden Kubikmetern Gas. Das ist laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft eine Menge, mit der die Republik ein Vierteljahr lang versorgt werden kann. Deutschland hat damit das größte Speichervolumen Europas und liegt nach den USA, Russland und der Ukraine weltweit auf Platz vier. Hunderte Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren in den Ausbau der Untertage-Speicher investiert.

Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen: "Wir lagern Gas ein, um jahreszeitliche Schwankungen und Versorgungsengpässe auszugleichen", sagt Ove Struck von der E.on Hanse AG (Quickborn), die in Kraak bei Schwerin und in Hamburg-Reitbrook Untertage-Gasspeicher betreibt (siehe Grafik ganz rechts). Denn während die Lieferanten kontinuierlich über das Jahr Gas produzieren, schwankt der Verbrauch im Verhältnis von 1:25 zwischen Sommer und Winter.

In Hamburg wurde der erste Gasbehälter um 1900 auf dem Grasbrook gebaut. Mit einem Fassungsvermögen von 200 000 Kubikmetern war er der größte in Europa. Heute ist der Gasspeicher im niedersächsischen Rehden mit vier Milliarden Kubikmetern der größte in Westeuropa.