Die Kritik an Papst Benedikt XVI. reißt wegen des Umgangs der katholischen Kirche mit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson nicht ab. Die Aufforderung des katholischen Kirchenoberhaupts an den Bischof, sich von seinen Äußerungen zu distanzieren, reicht nach Ansicht des Zentralrats der Juden nicht aus.

Kanzlerin Angela Merkel begrüßte dagegen die neuen Äußerungen Benedikts. Die Deutsche Bischofskonferenz bemühte sich um Schadensbegrenzung und lud Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch zu einem Gespräch.

Derweil legte der oberste Repräsentant der Pius-Bruderschaft in Deutschland nach, warf Merkel Unverständnis vor und griff den Islam scharf an. Williamson ist Mitglied dieser ultrakonservativen Gruppierung.

Zentralrats-Generalsekretär Stephan Kramer forderte, der Vatikan müsse sich vollständig von den Pius-Brüdern abwenden. Mit einer Kirche, der auch die Bruderschaft angehöre, könne es keinen partnerschaftlichen Dialog geben. Entweder stehe Benedikt für die Kirche der Aufklärung mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil oder für die Kirche des Traditionalismus mit den Pius-Brüdern. "Beides geht nicht", sagte Kramer.

Die Bischofskonferenz will in dem Streit auf den Zentralrat zugehen. Der Vorsitzende des Gremiums, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, lud deshalb die Präsidentin des Zentralrats, Knobloch, zu einem Gespräch nach Freiburg ein, wie der Sprecher der Bischofskonferenz Matthias Kopp mitteilte. Er bestätigte damit einen Bericht der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".

Sorge um Ökumene Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) äußerte sich angesichts der Rehabilitierung der Bruderschaft besorgt um die Zukunft der Ökumene. Jeder wisse, dass die Gruppe das Zweite Vatikanische Konzil und das "Kirche sein" aller anderen christlichen Kirchen weit radikaler leugne als das in päpstlichen Äußerungen in letzter Zeit der Fall gewesen sei, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber.

Merkel begrüßte die Aufforderung des Papstes an Williamson. "Ich glaube, dass die eindeutige Aufforderung des Vatikans ein wichtiges und auch ein gutes Signal ist", sagte Merkel. "Das macht deutlich, dass eine Leugnung des Holocaust niemals ohne Folgen im Raum stehenbleiben kann", sagte die CDU-Politikerin. Merkel hatte Benedikt am Dienstag zu einer Klarstellung in der Diskussion über den Umgang mit dem Holocaust aufgefordert.

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx erklärte, dies habe ihn verwundert. Schließlich habe der Papst "deutlich Stellung genommen gegen jede Leugnung des Holocaust". Nach Ansicht von Marx ist damit alles gesagt.

Der Zentralrat der Juden und Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz dankten Merkel dagegen für ihre klaren Worte. "Wir empfinden ihre eindeutige Stellungnahme auch als menschliche Zuwendung den Opfern gegenüber", hieß es in einer Erklärung des Internationalen Auschwitz Komitees. Zentralrats-Präsidiumsmitglied Dieter Graumann erklärte, Merkel habe als Kanzlerin und CDU-Vorsitzende "kolossale Courage gezeigt".

Prophet Mohammed mit Kinderschänder verglichen Für neuen Wirbel sorgte der Distriktoberer der Pius-Bruderschaft in Deutschland, Pater Franz Schmidberger, der den islamischen Propheten Mohammed mit einem Kinderschänder verglich. Mohammed habe "mit einem Mädchen geschlechtlichen Umgang gepflegt, mit acht oder neun Jahren", sagte Schmidberger. "Das bezeichnet man nach der heutigen Terminologie tatsächlich als Kinderschänder", wird er zitiert.

Über Merkel sagte Schmidberger, sie "versteht das nicht" und fügte an: "Sie ist ja auch nicht katholisch und eigentlich ist das nicht ihre Angelegenheit, sich in die inneren Angelegenheiten der Kirche einzumischen". Schmidberger wandte sich auch gegen den Dialog mit dem Judentum.