Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, hat seine Kritik an Papst Benedikt XVI. verschärft. In einem Interview des Hamburger Abendblattes sagte er auf die Frage, ob der Antisemitismus durch die Entscheidung des Papstes zur Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Richard Williamson salonfähig werde: „Ja, das ist so.“

Hamburg. Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, hat seine Kritik an Papst Benedikt XVI. verschärft. In einem Interview des Hamburger Abendblattes sagte er auf die Frage, ob der Antisemitismus durch die Entscheidung des Papstes zur Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Richard Williamson salonfähig werde: "Ja, das ist so." Die Holocaust-Leugner würden sich "jetzt auf den Vatikan, ja auf den Papst persönlich berufen können", fügte Kramer hinzu. "Und noch viel mehr: Sie werden argumentieren, dass Holocaust-Leugnung wieder einen Platz in der Gesellschaft hat. Und genau so geäußert werden darf."

Der englische Bischof Williamson sei "ein Hardcore-Antisemit, der seit mehr als zwanzig Jahren seine Parolen in die Welt hinausschleudert", betonte Kramer. "Das muss der Papst gewusst haben. Alles andere kann ich mir nicht vorstellen." Wenn der Vatikan behaupte, der Papst habe dies nicht gewusst, sei dies "eine Lüge". Der Generalsekretär verlangte ausdrücklich, dass die Pius-Brüder wieder aus der Kirche ausgeschlossen werden müssten. Andernfalls würde "die katholische Kirche das Zweite Vatikanische Konzil aufgeben".

Zugleich forderte der Generalsekretär Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), der den Papst gegen Kritik in Schutz genommen hatte, zum Rücktritt auf. "Ich halte Herrn Lammert schon lange nicht mehr für tragbar für dieses Land und schon gar nicht in dieser Funktion", sagte er. "Er ist immerhin der zweite Mann im Staat. Er hat nicht nur die notwendige Sensibilität vermissen lassen. Sondern er verdreht die Realität in der Öffentlichkeit und versucht diejenigen, die die Wahrheit beschreiben, als Lügner hinzustellen. Das kann man nicht hinnehmen."

Lammerts Äußerungen seien "eine Verdrehung der Tatsachen", so Kramer. Der Bundestagspräsident mache sich damit "zum Erfüllungsgehilfen des Papstes, der offensichtlich lieber Holocaust-Leugnern und Antisemiten die Hände schüttelt".