Razzien und eine Verhaftungswelle nach dem Putsch. Armeechef Prayuth Chan-Ocha ernennt sich zum Regierungschef und kontrolliert Fernsehen und Internet.

Bangkok. In Thailand hat sich Armeechef Prayuth Chan-ocha zum vorläufigen Regierungschef ernannt. Lokale Medien berichteten am Freitag unter Berufung auf Armeekreise, Prayuth werde diese Position solange innehaben, bis die Militärführung jemanden gefunden habe, der dieses Amt übernehmen könne. Mögliche Neuwahlen und eine Rückkehr zur Demokratie blieben unerwähnt.

Am Tag zuvor waren die vom Armeechef verordneten Krisengespräche zwischen den rivalisierenden politischen Lagern gescheitert. Daraufhin hatte das Militär den Putsch verkündet.

Zwischenzeitlich häuften sich Meldungen über Verhaftungen und Razzien in den Wohnungen von Kritikern des Staatsstreiches. Zudem bestellte das Militär mehr als 100 Politiker und Aktivisten der unterschiedlichen Lager ein und verhängte Ausreiseverbote gegen die Vorgeladenen. Darunter war auch die bis Anfang Mai amtierende und mittlerweile vom Verfassungsgericht ihres Postens enthobene frühere Premierministerin Yingluck Shinawatra. Fernsehkanäle und das Radio wurden massiv zensiert, das Internet soll in Teilen abgeschaltet werden können.

Indes äußerten ausländische Regierungen scharfe Kritik am Militärputsch. US-Außenminister John Kerry sagte, es gebe keine Rechtfertigung für den Sturz der Regierung durch das Militär. Die USA würden ihre militärische Zusammenarbeit und Unterstützung für das Land überdenken.

Lesen Sie hier die Sicherheitshinweise der deutschen Botschaft in Bangkok

Wie Yingluck hat sich auch der bis zum Militärputsch amtierende Regierungschef Niwatthamrong Boonsongpaisan dem Militär gestellt. Er habe sich zusammen mit einigen Ex-Ministern, die der Armeechef vorgeladen hatte, am Freitag an einem Armeestandort in Bangkok eingefunden, berichtete die „Bangkok Post“. Ob die Politiker festgenommen werden sollen, war zunächst unklar.

Niwatthamrong war nach der Machtübernahme des Militärs am Donnerstag zunächst untergetaucht. Weiter von der Armee gesucht werden Dutzende andere Politiker und Aktivisten, die bei den politischen Unruhen der vergangenen Monate eine Rolle gespielt haben. Darunter sind auch die vor zwei Wochen vom höchsten Gericht des Amtes enthobene Ex-Regierungschefin Yingluck Shinawatra und mehrere Angehörige.