Ihre Aussage wurde mit Spannung erwartet, doch die Frau des Angeklagten schwieg. Anschließend haben Mitarbeiter des Jugendamtes ausgesagt.

Koblenz. Nach Anzeigen von Privatleuten ermittelt die Staatsanwaltschaft nun auch formal gegen Mitarbeiter des Jugendamtes, ob im Fall des jahrelangen Familienmissbrauchs im Westerwald Fehler gemacht wurden. „Es handelt sich um ein förmliches Verfahren“, betonte der Staatsanwalt am Mittwoch in Koblenz. Es ändere nichts am Ergebnis einer ersten Untersuchung. Diese hatte ergeben, dass weder der Mutter der Opfer noch der Behörde strafrechtlich relevante Vorwürfe gemacht werden könnten. Ein 48-jähriger Familienvater muss sich vor dem Koblenzer Landgericht wegen sexuellen Missbrauchs seiner Tochter sowie zweier Stiefkinder in 350 Fällen verantworten. Den Missbrauch der Tochter hat er zugegeben, ebenso die Vaterschaft für sieben Kinder seiner Stieftochter.

Die 52 Jahre alte Ehefrau verweigerte am Mittwoch in dem Prozess eine Zeugenaussage. Die Befragung von drei Jugendamtsmitarbeitern zeigte, dass es unter anderem schon 1998 Hausbesuche bei der Familie gab. Die damals zuständige Mitarbeiterin konnte sich nach eigenen Worten nicht mehr an den Fall erinnern. Auch als der Richter ihr mehrere ihrer eigenen Aktennotizen vorlas, sagte sie immer wieder: „Ich kann mich nicht erinnern.“ Laut Akte waren etwa bei einem Hausbesuch alle Rollläden herunter gelassen, hinter der einen Spalt geöffneten Haustür habe sie eine Menge Kinder erkennen können. Ins Haus gelassen wurde die Sozialarbeiterin nicht.

2008 habe die Stieftochter von sich aus Hilfe beim Jugendamt beantragt, berichtete eine andere Behördenmitarbeiterin. Der Angeklagte war nach ihrer Einschätzung eher dagegen. „Er wollte keine fremden Leute im Haus haben.“ Die Jugendamtsmitarbeiterin berichtete davon, dass die Stieftochter mit ihren Kindern in sehr beengten Verhältnissen im Haus des Angeklagten und seiner Frau gewohnt habe. „Ich schätze, das waren nur 45 Quadratmeter“, sagte die Zeugin.